Gesundheit

Alarmierende Ergebnisse: So schädigt eine Covid-19-Infektion unser Gehirn

2024-10-04

Viereinhalb Jahre nach dem globalen Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich die Angst vieler Menschen verringert, doch das Virus bleibt weiterhin in unserer Mitte und stellt eine erhebliche Gefahr dar.

Eine aktuelle Studie britischer Forscher zeigt beunruhigende Auswirkungen von Covid-19 auf die Gehirnfunktion. „Nach einem Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Covid-19-Infektion berichten viele Patient:innen von bleibenden kognitiven Symptomen, die häufig als ‚Gehirnnebel‘ beschrieben werden“, erklärt Greta Wood von der Universität Liverpool. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem King's College London durchgeführt und zielt darauf ab, die wissenschaftlichen Grundlagen dieser Symptome zu klären.

Die Forscher haben 351 Patienten untersucht, die aufgrund von Covid-19 in eine Klinik eingewiesen wurden. Die Ergebnisse sind schockierend: Sowohl Blutuntersuchungen als auch MRT-Scans zeigen, dass die kognitiven Fähigkeiten der Patienten zwölf bis 18 Monate nach der Infektion signifikant schlechter waren als bei kontrollierten Patienten ohne Covid-19.

Besonders alarmierend ist die Feststellung, dass die Covid-19-Patienten erhöhte Marker für Hirnverletzungen im Blut aufwiesen. Darüber hinaus zeigte sich ein reduziertes Volumen im vorderen Teil der Hirnrinde, dem cingulären Kortex, der entscheidend für höhere Gehirnfunktionen ist.

„Diese dauerhaften kognitiven Defizite wurden sowohl bei Krankenhauspatient:innen mit as auch ohne klinische neurologische Komplikationen beobachtet“, ergänzt Studienautor Benedict Michael. „Das deutet darauf hin, dass Covid-19 kognitive Beeinträchtigungen verursachen kann, unabhängig von bestehenden neurologischen Diagnosen.“

Die Wissenschaftler betonen, dass die festgestellten kognitiven Defizite den Effekten von 20 Jahren normaler Alterung entsprachen, was die Schwere der Folgen unterstreicht.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Studie sich auf eine spezifische Gruppe von schwer erkrankten Patient:innen beschränkt und die Ergebnisse nicht verallgemeinert werden sollten. Zukünftige Forschungen sollen klären, ob ähnliche neurologische Beeinträchtigungen auch bei anderen Infektionskrankheiten auftreten.

Kritik an der Studie

Die britische Studie steht auch in der Kritik. Prof. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Neurologie an der Uniklinik Essen, erklärt gegenüber BILD: „Eine aktuelle Metaanalyse im Fachjournal JNPP hat 54 Studien zu kognitiven Defiziten nach COVID untersucht und kam zu dem Schluss, dass diese, wenn vorhanden, nur sehr mild ausgeprägt sind. Interessanterweise wurden sie überwiegend bei Patienten beobachtet, die bereits psychiatrisch vorerkrankt waren, beispielsweise an Depressionen oder Angststörungen.“

Die Diskussion um die gesundheitlichen Langzeitfolgen von Covid-19 ist damit noch lange nicht beendet, und weitere sorgfältige Analysen sind dringend erforderlich. Das Thema bleibt weiterhin auf der Agenda von Wissenschaftlern weltweit, da die Auswirkungen der Pandemie noch viele Fragen aufwerfen.