Gesundheit

Alarmierende Lücken in der Onkologie: Warum Leitlinien häufig ignoriert werden

2025-04-23

Autor: Lara

Die besorgniserregende Realität der Onkologie

Obwohl es klare Empfehlungen für die Behandlung von Krebspatienten gibt, zeigt eine Vielzahl von Studien, dass diese nur selten in der Praxis umgesetzt werden. Experten aus der Hämatologie und Onkologie wurden in Praxen und Kliniken zu den Leitlinien befragt, und die Ergebnisse sind alarmierend. Es offenbart sich ein erschreckender Mangel an Implementierung, der nicht nur zwischen verschiedenen Fachrichtungen, sondern auch innerhalb dieser stark variiert.

Zertifizierte vs. nicht zertifizierte Zentren: Ein eklatanter Unterschied

Ein frappierendes Beispiel bilden die Richtlinien zur G-CSF-Prophylaxe. In über 80 % der zertifizierten Onkologischen Zentren werden diese umgesetzt, während nur 72,4 % der nicht zertifizierten Einrichtungen die nötigen Maßstäbe erfüllen. Doch selbst unter den zertifizierten Zentren bleibt mit nur 53,8 % bei mittlerem Risiko erhebliches Verbesserungspotenzial.

Antiemetische Prophylaxe: Ein weiteres Versagen

Die Lage wird nicht besser bei der antiemetischen Prophylaxe. Insbesondere während der verzögerten Emesis treten gravierende Mängel auf, sodass die Empfehlungen in über 62 % der Chemotherapiezyklen nicht befolgt werden. Besonders auffällig: Hämatologen und Onkologen vernachlässigen ihre eigenen Vorgaben in besorgniserregendem Maße.

Osteoprotektion: Eine Pflicht, die oft ignoriert wird

In Bezug auf die Osteoprotektion, besonders bei Patienten mit Lungenkarzinom, ist die Situation ähnlich ernüchternd. Trotz einer klaren Evidenz für die Wirksamkeit frühzeitiger osteoprotektiver Therapien mit Bisphosphonaten oder Denosumab, erhalten nur etwa 15 % der Patienten die notwendige Behandlung und ergänzende Kalzium- sowie Vitamin D-Supplementierung.

Einhaltung der Empfehlungen für Immunglobulintherapie

Ebenso verhält es sich bei der Therapie der Hypogammaglobulinämie und der kritischen IgG-Gabe, wo weniger als ein Viertel der Fälle den Leitlinien entspricht. Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie und multiplem Myelom haben dabei eindeutig von einer Empfehlung zur Immunglobulinsubstitution profitiert, was die Dringlichkeit einer angemessenen Therapie unterstreicht.

Anämie: Die häufigste Komplikation bleibt oft unerkannt

Ein weiteres gravierendes Problem stellt die Behandlung von Anämie dar, der häufigsten Begleiterkrankung bei Krebspatienten. Schockierende 29,6 % der Patienten erhalten eine korrekte Diagnose, während nur 25,8 % eine adäquate Therapie erhalten. Veraltete Methoden wie Bluttransfusionen werden in 37,5 % der Fälle angewandt, obwohl sie nicht mehr indiziert wären.

Ein Aufruf zur Action: Verbesserungen sind dringend nötig!

Die Ergebnisse zeigen deutlich: Die Umsetzung von Leitlinien für Supportivtherapien in der Onkologie ist unzureichend und benötigt dringend Aufmerksamkeit. Die Zertifizierung von Onkologischen Zentren berücksichtigt diese wichtigen Aspekte bislang kaum. Es ist an der Zeit, die integrale Rolle dieser Begleittherapien im Behandlungsprozess zu erkennen und die Standards entsprechend zu erhöhen.