Alarmierende Situation: Zürich kritisiert unzureichende Schutzplätze in anderen Kantonen
2025-01-09
Autor: Noah
In Zürich entfallen unglaubliche 40 Prozent der Schutzbedürftigen in Frauenhäusern auf Frauen aus anderen Kantonen. Diese besorgniserregenden Zahlen stammen aus einer aktuellen Medienmitteilung des Zürcher Regierungsrates. Angesichts der hohen Nachfrage nach Unterkünften für Gewaltopfer klagt die zuständige Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP): „Das zwingt Frauen im Kanton Zürich dazu, in andere Kantone auszuweichen, was oft bedeutet, dass sie weit von ihrem gewohnten Umfeld entfernt Schutz suchen müssen, da in den umliegenden Kantonen kaum Angebote existieren.“
Fehr warnt, dass diese Situation nicht nur für die betroffenen Frauen und ihre Familien schlecht ist – sie hat auch massive Auswirkungen auf die Finanzen des Kantons Zürich. Alleine die Kosten für die Unterbringung der Frauen in anderen Kantonen müssen von Zürich getragen werden, was die finanziellen Ressourcen stark belastet.
Die Zürcher Regierung fordert daher vehement, dass andere Kantone ihre Verantwortung ernst nehmen und genügend Plätze in Schutzeinrichtungen bereitstellen. Sollte dies nicht machbar sein, sollten sie dazu verpflichtet werden, Verträge mit Kantonen abzuschließen, die über entsprechende Einrichtungen verfügen, um sich an den Kosten zu beteiligen.
Ein wachsendes Problem
Diese Themen sollen in die laufende Revision des Opferhilfegesetzes des Bundes integriert werden. Aktuell empfiehlt die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren, dass Kantone ohne eigene Frauenhäuser Leistungsvereinbarungen mit anderen Kantonen abschließen, um ein Mindestmaß an Schutzunterkünften für Gewaltopfer zu gewährleisten. Trotz dieser Empfehlungen ist die Umsetzung ungenügend, was die Zürcher Regierung als unhaltbar betrachtet.
Der Dachverband der Schweizer Frauenhäuser, vertreten durch Co-Geschäftsleiterin Blertë Berisha, bestätigt die Überlastung der bestehenden Frauenhäuser. Angesichts der steigenden Anfragen sei es dringend erforderlich, dass alle Kantone aktiv werden und dass jeder Kanton selbst verfügbaren Schutzraum für Frauen schafft. Laut der Istanbul-Konvention sollte es für je 10.000 Einwohner mindestens ein Familienzimmer geben. Um diesen Standard in der Schweiz zu erreichen, müsste das Angebot landesweit vervierfacht werden.
Zürich will Druck erhöhen
Die Entscheidung der Zürcher Regierung, andere Kantone öffentlich zu kritisieren, ist außergewöhnlich, aber notwendig. Fehr betont die Dringlichkeit der Situation: „Die Bevölkerung hat das Recht zu erwarten, dass alle Kantone bereit sind, finanzielle Mittel bereitzustellen und auch eine geeignete Infrastruktur zu schaffen, um Gewaltopfer vor Ort angemessen zu unterstützen.“ Mit diesen klaren Worten fordert Zürich ein Umdenken und ein gemeinsames Vorgehen im Umgang mit dieser kritischen Problematik – es ist an der Zeit, dass alle Kantone ihre Verantwortung ernst nehmen!