Darmkrebs im Visier: Ein besorgniserregender Trend

MÜNCHEN – Die steigenden Darmkrebsraten bei jungen Menschen stellen Wissenschaftler vor große Herausforderungen. Eine bahnbrechende Studie könnte nun entscheidende Hinweise auf eine bisher unbekannte Ursache liefern!

Colibactin: Der heimliche Übeltäter?

Forscher haben einen potenziellen Zusammenhang zwischen einem von E. coli produzierten Toxin, bekannt als Colibactin, und dem alarmierenden Anstieg von Darmkrebs bei jungen Erwachsenen entdeckt. Dieses Toxin hat die Fähigkeit, DNA zu verändern, und wird von einem speziellen E. coli-Stamm produziert, der sich stark von üblichen infektiösen Stämmen unterscheidet.

Frühe Exposition hinterlässt Spuren

Eine Studie, unterstützt von Cancer Research UK, hat ergeben, dass die Exposition gegenüber Colibactin in der frühen Kindheit eine genetische Signatur in den Darmzellen hinterlässt. Diese Signatur könnte das Risiko erhöhen, schon vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken. Besorgniserregend ist, dass in England die Raten von Darmkrebs bei jungen Menschen schneller steigen als in vielen anderen Ländern.

In England steigen die Zahlen sprunghaft an

In der Altersgruppe der 25- bis 49-Jährigen verzeichnete England einen durchschnittlichen Anstieg von 3,6 % pro Jahr im letzten Jahrzehnt bis 2017. Die Inzidenzrate von Darmkrebs bei Erwachsenen von 25 bis 49 Jahren ist seit den frühen 1990er Jahren um ein alarmierendes 52 % gestiegen, wie Daten von Cancer Research UK zeigen.

Die Ursachen sind komplex

Die Gründe für diesen besorgniserregenden Anstieg sind vielfältig. Experten führen ihn unter anderem auf ungesunde Ernährung, den Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln, Fettleibigkeit und Bewegungsmangel zurück. Doch die neueste Studie, durchgeführt von der University of California San Diego und veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature, zeigt, dass ein weiteres Alarmsignal aufgetaucht ist.

Forschung enthüllt alarmierende Ergebnisse

Wissenschaftler analysierten 981 Genomproben von Darmkrebspatienten aus 11 Ländern und stellten fest, dass Colibactin spezifische Mutationsmuster hinterlässt. Diese Mutationen treten bei jungem Darmkrebs (Patienten unter 40 Jahren) dreimal häufiger auf als bei Diagnosen, die nach dem 70. Lebensjahr gestellt werden.

Ein Blick in die Zukunft

Professor Ludmil Alexandrov von der UCSD erklärt, dass diese Mutationsmuster wie ein historisches Protokoll im Genom wirken und auf eine frühzeitige Exposition gegenüber Colibactin hindeuten. Diese Verbindung könnte bedeuten, dass jemand, der bereits im Alter von 10 Jahren eine dieser Mutationen erwirbt, Jahrzehnte früher an Darmkrebs erkrankt, als es normalerweise der Fall wäre.

Forschungsinitiative zielt auf Früherkennung ab

Die aktuelle Forschung ist Teil des Cancer Grand Challenges Teams Mutographs, das von Cancer Research UK unterstützt wird. Wissenschaftler arbeiten an Tests, die Stuhlproben auf Colibactin-bezogene DNA-Mutationen analysieren können.

Wir müssen handeln!

Dr. David Scott, Direktor von Cancer Grand Challenges, macht deutlich, dass im gesamten Vereinigten Königreich und weltweit ein alarmierender Anstieg bestimmter Krebsarten bei Menschen unter 50 Jahren zu beobachten ist. Es gibt möglicherweise keinen klaren Hauptverursacher, doch die Wissenschaftler setzen alles daran, dieses ungelöste Rätsel zu entschlüsseln. Schützen wir die nächste Generation!