Technologie

Ältere Generationen werden handysüchtig – Ein neues Phänomen?

2024-10-05

Eines Abends besucht der Nau.ch-Leser Ian D.* ein Konzert einer Simon & Garfunkel-Coverband im Nationaltheater Bern. Er ist begeistert, da er denkt: "Endlich einen Event, bei dem nicht überall die Handys aufleuchten!" Doch seine Vorfreude schwindet schnell. Der Saal war zwar voller Senioren, aber überraschenderweise zückten alle ihre Smartphones, um den Moment festzuhalten. Um nicht zurückzubleiben, zieht Ian ebenfalls sein Handy heraus und macht ein Foto.

Ian stellt fest: "Sind Senioren jetzt genauso handysüchtig wie die Gen Z?" Eine Sprecherin der Altersheim-Gruppe Senevita bestätigt dies. "Unsere Bewohner nutzen Handys heute viel häufiger, um mit ihren Verwandten und Bekannten in Kontakt zu bleiben."

Das ist besonders wichtig, denn in der Schweiz fühlen sich 37 Prozent der Senioren einsam. Peter Burri, Mediensprecher von Pro Senectute, betont: "Die Smartphone-Nutzung hat auch unter den über 65-Jährigen stark zugenommen. Wir schätzen, dass mittlerweile über 80 Prozent dieser Altersgruppe ein Smartphone verwenden."

Dieser rasante Anstieg ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass eine deutsche Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass mehr als die Hälfte der Senioren damals kein Smartphone besaß. Mittlerweile gleichen sich die Nutzungsgewohnheiten dieser Altersgruppe immer mehr denen der jüngeren Generationen an.

Besonders auffällig ist, dass sich hinsichtlich der Nutzungsdauer und Intensität kaum noch Unterschiede erkennen lassen, sagt Burri. Die älteren Menschen sind also immer handysüchtiger und nahezu auf dem gleichen Niveau wie die Jugendlichen.

Der Hauptgrund für diesen Trend? Viele Dienstleistungen, Informationsbeschaffung und alltägliche Besorgungen werden heute fast ausschließlich über Smartphones oder online abgewickelt. Der Zugang zu Offline-Alternativen wird zunehmend schwieriger.

Eine Leserin, Ramona K.*, berichtet: "Meine 75-jährige Großmutter postet mehr auf Instagram als ich. Sie hat seit Jahren einen Account!"

Diese veränderten Verhaltensmuster haben jedoch ihre Schattenseite. Burri mahnt: "Es wird problematisch, wenn durch die Smartphone-Nutzung soziale Kontakte vernachlässigt werden. Das betrifft sowohl Senioren als auch jüngere Menschen."

Ähnlich wie bei der jüngeren Generation besteht auch bei den Älteren eine gewisse Suchtgefahr. Die ständige Erreichbarkeit und der Drang, immer informiert zu sein, können zunehmen und führen oft zu Stress. Begleitet wird dies häufig von der Angst, etwas zu verpassen.

Es ist an der Zeit, dieses Phänomen genauer zu beobachten, da es Fragen aufwirft über die Auswirkungen der digitalen Welt auf die soziale Interaktion und das Wohlbefinden der älteren Generation. Bleiben Sie dran – vielleicht zeigt Ihnen Ihre eigene Familie, wie sich die Generationen im digitalen Zeitalter angleichen!