
Amylotrophe Lateralsklerose: Stecken Pilze hinter der Häufung von ALS?
2025-04-05
Autor: Lara
Eine malerische Departementstraße windet sich hinauf nach Montchavin, einem kleinen Dorf in den französischen Alpen auf einer Höhe von 1250 Metern über dem Meeresspiegel. Dieses einst verschlafene Bergdorf hat sich seit den 1970er Jahren zu einem beliebten touristischen Ziel entwickelt, voller Holzhäuser im Chaletstil und umgeben von einem der größten Skigebiete der Welt, Paradiski.
Doch Montchavin zieht nicht nur Wintersportler an; es hat auch das Interesse der medizinischen Forschung auf sich gezogen. In der kleinen Bevölkerung von nur wenigen hundert Einwohnern gibt es eine alarmierende Häufung von amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer neurologischen Erkrankung, die fortschreitende Lähmungen und schließlich Atemstillstand zur Folge hat.
Zwischen 2009 und 2019 wurden in Montchavin mehr als ein Dutzend ALS-Fälle dokumentiert, was angesichts der geringen Bevölkerung eine signifikante Zahl ist. Die Neurologin Emmeline Lagrange, die die Untersuchung der Fälle leitete, entdeckte eine bemerkenswerte Zahl von Erkrankungen in einem geografischen Bereich, in dem solche Fälle normalerweise nicht vorkommen.
Die erste Patientin war eine 30-jährige Skilehrerin aus Polen, die die Diagnose ALS erhielt und die Neurologin auf die anderen Betroffenen aufmerksam machte. Mit der Zeit fand Lagrange immer mehr Patienten, was zu der ersten Frage führte: Gibt es einen gemeinsamen Risikofaktor? Obwohl viele der Betroffenen über lange Zeit in Montchavin lebten, konnten keine klaren familiären oder genetischen Ursachen festgestellt werden.
Wissenschaftler haben zahlreiche Risikofaktoren identifiziert, die mit ALS in Verbindung stehen, darunter das Rauchen, hohe Luftverschmutzung und Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien. In Montchavin wurde jedoch kein einziger Risikofaktor gefunden, der alle Patienten gemein hatten. Diese Erkenntnisse führten die Forscher zu Umweltfaktoren, insbesondere zu möglichen Giftstoffen im Trinkwasser oder in der Umgebung.
Ein besonders interessanter Aspekt der Forschung war die Entdeckung, dass einige Patienten heimische Pilze, darunter die als besonders giftig bekannten Giftlorcheln, konsumiert hatten. In den letzten Jahren wurde die Hypothese aufgestellt, dass der Verzehr dieser Pilze möglicherweise mit der Entstehung von ALS in Verbindung stehen könnte. Der übermäßige Konsum der Giftlorcheln könnte durchaus neurotoxische Wirkungen haben, die dem menschlichen Körper schaden.
Die Giftlorcheln, die in Europa, Nordamerika und Asien verbreitet sind, enthalten Toxine, die das Nervensystem angreifen können. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass diese Pilze die DNA von Nervenzellen schädigen können, was zu degenerativen Erkrankungen führen kann. Daher ist es nicht verwunderlich, dass im Zusammenhang mit der Häufung von ALS-Fällen in Montchavin auch der Pilzkonsum kritisch betrachtet wird.
Die Nahrungsmittelhypothese ist keineswegs neu; sie erinnert an die bemängelten Fälle von neurologischen Erkrankungen auf der mikronesischen Insel Guam während des Zweiten Weltkriegs, die mit dem Konsum von Nahrungsmitteln in Verbindung gebracht wurden, die Hochrisikofaktoren enthielten.
Die aktuelle Forschung in Montchavin hat einige Experten überzeugt, dass es einen potenziellen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Giftlorcheln und der Entwicklung von ALS geben könnte. Eine unangenehme Realität für Feinschmecker, die die pilzlichen Delikatessen als lecker erachten, während Wissenschaftler vor den Risiken warnen.
Nicht alle Fachleute sind jedoch überzeugt. Einige sind skeptisch und fordern weitere Beweise und Studien, um die Zusammenhänge zu untermauern. Die Diskussion über das Risiko, das mit dem Verzehr von Giftlorcheln verbunden ist, bleibt offen und ein Bereich aktiver Forschung. Daher ist es für die Öffentlichkeit von größter Bedeutung, über mögliche Gefahren aufgeklärt zu werden und Vorsicht beim Konsum solcher Pilze walten zu lassen.