
Archivperlen - April, April! Scherzkekse als Tagesmenü
2025-04-01
Autor: Gabriel
Die Mutter aller TV-Aprilscherze wurde 1957 von der BBC ins Leben gerufen. Der legendäre Bericht über Spaghetti, die angeblich auf Tessiner Bäumen wachsen, hat mittlerweile Kultstatus erreicht und wird auch Jahrzehnte später noch als Paradebeispiel für kreative Scherze zitiert.
Ein halbes Jahrhundert später zelebriert das britische Medienhaus diesen Streich nach wie vor mit modernster Computeranimation, die die Illusion fliegender Pinguine weitaus glaubwürdiger erscheinen lässt, als die einst an Ästen baumelnden Spaghetti.
Einen großen Teil des Unterhaltungswerts machen die Reaktionen des Publikums aus. Im Jahr 1999 gerät ein SRF-Hörer in Rage über eine vermeintliche Reform der Rechtschreibung, die auch Helvetismen beeinflussen soll. Als er selbst erkennt, dass es sich um einen Scherz handelt, kann er darüber lachen.
Sprunghafte Reaktionen sind auch 1987 zu beobachten, als die Einführung einer Katalysatorpflicht für Traktoren verkündet wird. Die Empörung der Landwirte reicht von Kritik an „Großbetrieben mit ihren Armada von Pfuderi-Maschinen“ bis hin zur Verteidigung der „treibstoffverschwenderischen Armee“.
„Kä Ziit, muess uf der Zug!“ ruft 1967 ein Passant in die Kamera des Schweizer Fernsehens. Ein typischer Aprilscherz hat seine Spuren hinterlassen, als bekannt gegeben wird, dass die gesamte Fußgängerzone in Zürich von Tramschienen befreit werden soll.
Wenn es um die Kreation von Streichen für den 1. April geht, scheinen der Fantasie keine Grenzen gesetzt zu sein. Ein fiktives Gerät, das bei überhöhten Preisen Alarm schlägt, wäre auch heute ein heißbegehrtes Gadget. Im Jahr 1977 wird das „Prisofix“ als praktischer als einen herkömmlichen Taschenrechner beworben, den ein Hörer seiner Frau für Einkäufe geschenkt hat.
1971 wurde die Einführung neuer Münzen mit der bildschönen Ursula Andress angekündigt. Der Grund, warum das Schweizer Sexsymbol aus dem James-Bond-Film „Dr. No“ ausgewählt wurde, war, dass die Schweizer Frauen sich nicht mehr mit der klassischen Helvetia identifizieren konnten – ein Zeichen für den Wandel der gesellschaftlichen Normen.
In Unterseen versammeln sich rund 500 Menschen auf dem Dorfplatz, während die Dorfkapelle spielt. Hintergrund ist die sensationelle Rückkehr des Unspunnensteins, der vor einem Jahr gestohlen wurde. Während eines Interviews eines Lokalpolitikers applaudiert das Publikum, als der 83,5 Kilo schwere Stein ankommt. Ein Junge konstatiert nach der Auflösung des Aprilscherzes: „Heute ist ein Lügen-Tag!“
Ein ähnlicher Aprilscherz wurde 1992 von „10vor10“ kreiert, als ein angeblicher Felsbrocken, der auf die Axenstraße stürzen sollte, nicht gesprengt werden musste, sondern mit einem Spezialkleber aus der US-Raumfahrtstelle fixiert wurde.
Einer der jüngeren Aprilscherze in der TV-Geschichte von SRF stammt aus dem Jahr 2019, als behauptet wurde, dass Moderatoren am Leutschenbach künftig in Uniformen auftreten würden. Diese Tradition der falschen Nachrichten wird auch im Jahr 2025 von Radio SRF 1 fortgeführt. Frühmorgens wird berichtet, dass Herr und Frau Schweizer, ähnlich wie Einbürgerungswillige, demnächst einen Staatskunde-Test ablegen müssten, was zu Mittag als Aprilscherz aufgeklärt wird.
Es ist faszinierend, wie Aprilscherze über die Jahre hinweg die kreative Ader der Medien widerspiegeln und gleichzeitig das Publikum überraschen und unterhalten. Wer weiß, was uns in den kommenden Jahren noch alles an kreativen Streichen erwartet?