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Aufschrei nach dem Crash der Credit Suisse – Skandalöses Versagen der Aufsicht

2024-12-31

Autor: Simon

Der jüngste Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) deckt ein erschreckendes Versagen aller Aufsichtsbehörden auf. Besonders die Revisionsaufsichtsbehörde (RAB) steht in der Kritik.

Die RAB, die sicherzustellen hat, dass Unternehmen wie PwC ihre Prüfungen gründlich durchführen und rechtzeitig warnen, hat im Fall der Credit Suisse kläglich versagt, wie ein Sondergutachten der Zürcher Compliance-Firma GWP zeigt.

Die GWP stellt fest: „Auf strategischer Ebene fand kein angemessener Austausch zwischen der FINMA und der RAB im Hinblick auf den Krisenstatus der Credit Suisse statt.“ Inmitten eines finanziellen Desasters hantele die Aufsicht weiterhin nach dem gewohnten Verfahren, als wäre alles in Ordnung. Dieses Versagen könnte gravierende Folgen für die Stabilität des Schweizer Finanzsystems haben.

Trotz dieser alarmierenden Erkenntnisse zeigte sich ExpertSuisse, der Verband der Schweizer Wirtschaftsprüfer, erleichtert. Der PUK-Bericht konstatierte angeblich kein Fehlverhalten der Prüfgesellschaften, was die Kritiker empört. Dieses eigenartige Schulterzucken angesichts des historischen Debakels am Paradeplatz sorgt für Empörung in der breiten Öffentlichkeit.

Die Verbandsführung kritisiert stattdessen die PUK und richtet ihren Fokus auf ein Postulat, das besagt, dass zentrale Unternehmen künftig ihren Prüfer nicht mehr selbst auswählen dürfen und dass eine häufigere Rotation erforderlich ist.

„ExpertSuisse sieht diese Vorschläge kritisch“, wird in einem Mitgliederbrief vermerkt. Diese Argumentation geht jedoch an der realen Problematik vorbei: Wenn die Aufsicht nicht funktioniert, sind keine noch so strengen Richtlinien von Bedeutung.

Laut dem GWP-Sondergutachten ignorierte die RAB möglicherweise das Versagen der Prüfer. Im Jahr 2021, als PwC das Revisionsmandat von KPMG übernahm, hätte die RAB strenger sein müssen. Die GWP-Partner formulieren unverblümt: „Die CS war eine der zwei großen Banken mit einem komplexen Geschäftsmodell, und wir hätten eine umfassende Inspektion in diesem heiklen Zeitpunkt erwartet.

Stattdessen blieb die RAB beim gewohnten Kontrollprozess und unternahm keine speziellen Maßnahmen, obwohl die Credit Suisse gerade mit den milliardenschweren Skandalen von Greensill und Archegos kämpfte. Es sorgte für Unverständnis, dass die Gewohnheiten einer Routineprüfung Vorrang hatten vor der notwendigen Analyse eines offensichtlich gefährdeten Unternehmens.

„Same Procedure as Last Year“ – das schien das Motto der RAB zu sein, während die Situation der Credit Suisse immer kritischer wurde.

Das Gutachten fordert eine wesentliche Verbesserung des Überprüfungs- und Warnsystems, da die Prüfgesellschaften immun gegen den Druck und die Erwartungen von Seiten der Banken agieren müssen, um zu verhindern, dass solch katastrophale Ereignisse erneut eintreten können.

Besonders alarmierend war die Reaktion der US-Bankenaufsicht, die der Credit Suisse kurz vor der Veröffentlichung ihres Jahresberichts 2022 schwerwiegende Unregelmäßigkeiten vorwarf. Dies führte zur panischen Stornierung wichtiger Finanzberichte seitens der Bankenleitung. Wenige Tage später war das Schicksal der Credit Suisse besiegelt.

Ein Umdenken in der Aufsicht ist erforderlich. Wie lange kann sich die Schweiz noch der Illusion hingeben, dass ihre Bankenaufsicht effektiv funktioniert?