Wissenschaft

Autorin über Mütter in der Wissenschaft: 'Meetings nach 16 Uhr sind nicht in Ordnung'

2024-12-11

Autor: Laura

Die Autorin Wiebke Vogelaar spricht in ihrem neuesten Buch gezielt die Herausforderungen an, mit denen Mütter in der Wissenschaft konfrontiert sind. Ein häufiges Problem ist der enorme Zeitdruck, dem Mütter ausgesetzt sind, während sie gleichzeitig versuchen, ihre wissenschaftlichen Ambitionen zu verwirklichen. "Die meisten Mütter leisten den Großteil der häuslichen Sorgearbeit", erläutert Vogelaar. Diese Mehrfachbelastung beeinflusst maßgeblich die Produktivität und Konzentration der Mütter in ihrem akademischen Schaffen.

Obwohl die Zahl der Mütter in der Wissenschaft seit einigen Jahren ansteigt, ist der Anstieg im Vergleich zu den geschätzten 25 Prozent der Professorinnen noch gering. Die Herausforderungen, die Mütter aufgrund dieser Doppelbelastung erleben, führen oft dazu, dass sie akademische Pausen einlegen müssen – was wiederum negative Auswirkungen auf ihre Karriere hat. "Die Zeit mit Babys und Kleinkindern kann schnell problematisch werden, da sich ohne Veröffentlichungen der berufliche Aufstieg stark verlangsamt", so Vogelaar.

Ein weiterer interessanter Aspekt, den Vogelaar hervorhebt, ist das Phänomen der 'Muttertät', welches den transformationalen Prozess beschreibt, den viele Frauen erleben, wenn sie Mutter werden. Dies ist nicht unähnlich zu der Pubertät und kann in entscheidenden Karrierephasen geschehen, wie beispielsweise während der Promotion. Wenn Frauen in diesen entscheidenden Zeiten abgelenkt sind oder an ihren Dissertationen nicht weiterarbeiten können, bleibt oft ihre akademische Laufbahn auf der Strecke.

Die Wissenschaft, so Vogelaar, erfordert von den Müttern eine kritische Reflexion über ihre Rolle: "Kann ich Teil des Wissenschaftsbetriebs sein – und will ich es wirklich?" Diese Fragen müssen sich Wissenschaftlerinnen stellen, insbesondere im Hinblick auf die oft überzogenen gesellschaftlichen Erwartungen an Mütter. Sie spricht von der 'Academic Mom Guilt', einem Konzept, das die ständige Überforderung beschreibt, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Rolle als Mutter immer 'genug' zu sein.

Vogelaar bietet Müttern spezifische Ratschläge, um diese Herausforderungen zu meistern. Es ist entscheidend, dass sie sich zunächst selbst fragen, wie es ihnen geht und ob sie die nötige Energie haben, um kreativ und konzentriert zu arbeiten. Darüber hinaus betont sie, dass Mütter auch die Aufteilung der Care-Arbeit zu Hause neu bewerten sollten, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Familie zu finden.

Praktische Schritte sind ebenfalls notwendig: Mütter sollten versuchen, kleine Zeitfenster zur konzentrierten Arbeit zu schaffen und alle Ablenkungen zu minimieren, um produktiv zu sein. "Gerade am Anfang ist es wichtig, sich diese Zeit zu schaffen, um konzentriert an Projekten arbeiten zu können", empfiehlt sie.

Vogelaar stellt fest, dass sowohl die Rolle der Mutter als auch die der Wissenschaftlerin jeweils Vollzeitjobs sind, was viele Frauen vor die Entscheidung stellt, ob sie wirklich beide Rollen ausfüllen können. Obwohl sie sich gegen ein Leben als Mutter in der Wissenschaft entschieden hat, plädiert sie emphatisch für mehr Mütter in akademischen Positionen: "Es ist wichtig, dass diese Perspektiven in der Wissenschaft vertreten sind, denn sie beeinflussen, welche Themen auf die Agenda kommen und wie Forschung betrieben wird."

Abschließend bleibt die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die ständige Herausforderung, beiden Lebensbereichen gerecht zu werden. Vogelaar ist sich bewusst, dass diese Balance für viele Frauen schwierig bis unmöglich erscheint, doch sie ermutigt Mütter, ihre individuellen Entscheidungen zu treffen und sich nicht von den gesellschaftlichen Normen einschüchtern zu lassen.