
Brände in L.A. - Vom Glück und Leid: Zwei Schicksale Schweizer nach dem Feuer
2025-03-26
Autor: Simon
«Wenn das Feuer kommt, hast du einfach nur Angst!» So beschreibt der Exil-Schweizer Alexander von Glasow die schreckliche Situation, als ihm klar wurde, dass die Flammen in Los Angeles auch seine Jurte erreichen könnten. Während er hastig seine Pferde und Hunde in Sicherheit brachte, ließ er alles andere schutzlos zurück.
Doch das Unvorstellbare geschah: Seine Jurte aus Lammwolle in den Malibu Hills überstand das verheerende Feuer. «Für die Feuerwehr und für mich bleibt es unerklärlich, wie das möglich war», sagt er. Obwohl er die Jurte von innen mit Wasser getränkt hatte, ist sein Staunen über das Überleben ungebrochen, angesichts der starken Winde und der extremen Hitze.
Ein Zeichen des Glücks zu bleiben
Von Glasow, der sich als Nomade und Hippie bezeichnet, sieht dies nun als Zeichen, an diesem speziellen Ort zu bleiben, wo er so viel verloren und gleichzeitig so viel gewonnen hat.
Im Gegensatz dazu hat die Exil-Schweizerin Korinna Sehringer ein ganz anderes Schicksal erlitten. Im Januar 2025 wüteten die Flammen durch Altadena, einen Vorort nördlich von Los Angeles, und obwohl ihr Haus als eines der wenigen verschont blieb, verwandelte sich die Erleichterung über den Erhalt schnell in einen Albtraum.
«Wäre mein Haus abgebrannt, wäre es finanziell einfacher und klarer bezüglich Versicherungsschutz», sagt die ehemalige Filmemacherin, die jetzt in der Immobilienbranche tätig ist. Sie beschreibt die gesamte Situation als „Desaster“, da ihr Haus zwar äußerlich unversehrt blieb, jedoch durch Giftstoffe und Asbest unbewohnbar wurde.
Wachsende existenzielle Probleme
Die Versicherung verweigert nach wie vor Zahlungen, und auch Hilfsorganisationen wie FEMA und das Rote Kreuz können ihr nicht helfen. Ihnen wird immer wieder gesagt, dass ihr Haus nicht abgebrannt ist, was eine Entschädigung unmöglich macht. Korinna kämpft nicht nur finanziell, sondern auch um das normale Leben für ihren vierjährigen Sohn Julian. Ihre monatlichen Hypothekenzahlungen muss sie leisten, ohne in ihrem eigenen Haus wohnen zu können. "Für solche Fälle fühlt sich keine Behörde zuständig", klagt sie.
Die Gefahr urbaner Brände
Sogenannte „Urban Wildfires“ sind besonders gefährlich, da sie nicht nur Pflanzen, sondern auch Baumaterialien, Elektronik und sogar Batterien in Flammen setzen. Diese brennenden Materialien enthalten toxische Chemikalien, die die Luft während des Brandes verunreinigen und sich anschließend als Ruß und Asche überall ablagern.
Nach einem Besuch in ihrem kontaminierten Haus trug Korinna eine KN95-Maske, aber die Symptome wie Kopfschmerzen und Übelkeit ließen nicht lange auf sich warten. Schließlich wurde bei ihr eine Atemwegserkrankung diagnostiziert, die sie weeks plagte. Trotz dieser offensichtlichen Gefahren erklärte die Versicherung, dass das Haus bewohnbar sei und verweigerte eine dringend benötigte Schadstoffmessung, die rund 20.000 Dollar kosten würde.
Ein schockierendes Ergebnis
Um ihre Bedenken zu überprüfen, ließ sie ihr Auto testen, das zwar nicht verbrannt war, aber während des Feuersturms stand. Es wurde mit Zyanid kontaminiert, und die Versicherung verbot ihr, es weiter zu nutzen.
Der große Umzug ins Ungewisse
Der Umzug zu Freunden mit ihrem Sohn ist für Korinna seit dem Feuer zur Realität geworden. Eine Rückkehr in ihr Haus erscheint unmöglich, während der offizielle Aufräumprozess Jahr dauern könnte. In der Zwischenzeit bleibt immer wieder giftiger Staub in der Luft. Korinna fragt sich, wann eine Reinigung ihres Hauses sinnvoll sein könnte, ohne dass eine neue Kontamination eintritt. Ihre Hoffnung ist, dass die Versicherung wenigstens die Miete übernimmt, bis die Aufräumarbeiten abgeschlossen sind.
Entscheidender Punkt für die Zukunft
Viele Nachbarn und Freunde, deren Häuser abgebrannt sind, haben bereits den Entschluss gefasst, Los Angeles zu verlassen, um anderswo neu anzufangen. Für Korinna ist dies keine Option, da sie weder Geld von der Versicherung bekommt, noch ihr kontaminiertes Haus verkaufen kann, ohne alles zu verlieren. In einem verzweifelten Schritt hat eine Freundin eine Spendenseite auf GoFundMe eingerichtet. «Zuerst wollte ich das nicht», sagt sie, „aber mittlerweile bin ich unendlich dankbar für die Unterstützung von Freunden und sogar von Fremden.”
Hoffnung und Dankbarkeit
Auf der anderen Seite genießt Alexander von Glasow das Glück, dass seine Jurte überlebt hat. Trotz des Verlustes anderer persönlicher Dinge dankt er den Spendern für ihre Großzügigkeit nach dem Feuer. Während er Schadstoffmessungen für seine Jurte nicht in Betracht ziehen möchte – „da es rundum nur Gebüsch gab“ – ist er entschlossen, seine Erfahrungen zu nutzen, um anderen zu helfen, die sich in ähnlichen, tragischen Situationen befinden.