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Buch «Der Berset Code»: Alain Berset über Pandemie und seelische Belastung

2024-11-20

Autor: Gabriel

Darum geht's

Im Buch «Der Berset Code» teil Alain Berset eindrucksvoll seine Erlebnisse aus der herausfordernden Pandemiezeit, während er als Gesundheitsminister eine Schlüsselrolle spielte.

Er beschreibt die immense Verantwortung, die auf seinen Schultern lag, und den Druck, der mit der Arbeit in der Krise einherging.

Über 18 Monate musste er mit Leibwächtern leben und sah sich sogar Morddrohungen gegenüber.

Psychologe Gregor Hasler analysiert Bersets Umgang mit Stress und Resilienz, gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse, und wirft einen Blick auf die mentalen Herausforderungen, die diese verantwortungsvolle Position mit sich brachte.

Im Februar 2020 traf die Corona-Pandemie die Schweiz wie ein Blitzschlag. Innerhalb kürzester Zeit befand sich das Land im Lockdown, und alle Augen waren auf den Bundesrat gerichtet. Alain Berset stand an vorderster Front.

Im neuen Buch «Der Berset Code – Die Resilienz-Strategie von Alain Berset», das diese Woche erschienen ist, ergänzt er gemeinsam mit Gregor Hasler seine Erfahrungen und zeigt auf, wie er mit den Herausforderungen umging.

Kompromisse zwischen Experten und Bevölkerung

Schon zu Beginn der Pandemie war Berset als Gesundheitsminister gefordert; seine ersten Krisengespräche schildert er eindrücklich. Die Experten empfahlen harte Maßnahmen, was ihm das Gefühl gab, unter starkem Druck zu stehen. „Ich spürte einen enormen Gruppendruck, was meine eigenen Zweifel verstärkte“, so Berset. Seiner Verantwortung konnte er jedoch nur gerecht werden, indem er Kompromisse fand, die für die Mehrheit der Bevölkerung tragbar waren. Regelmäßig trat er vor die Öffentlichkeit, um neue Zahlen und Maßnahmen zu kommunizieren.

Burnout als Norm

„Es war eine brutale Zeit“, reflektiert Berset. Schlafstörungen und Appetitlosigkeit begleiteten ihn, während er sich dem Druck stellte. „Es war so herausfordernd, dass ich oft keine Kraft mehr hatte, irgendetwas zu tun.“ Aufgeben war für ihn aber keine Option. Seine Überzeugung, dass Politiker bereit sein sollten, „an beiden Enden zu brennen“, verdeutlicht seine Mentalität, auch wenn dies nicht die Meinung von Psychologen wie Hasler widerspiegelt.

Besonders in Krisensituationen, in denen die Covid-Zahlen stiegen, Impfstofflieferungen ausblieben und der politische Druck enorm wuchs, reagierte auch Berset manchmal impulsiv. „Oft war es nur eine Kleinigkeit, die mich aus der Fassung brachte.“

Politischer Druck und Morddrohungen

Das Coronavirus stellte die Welt vor Herausforderungen, die manchmal unvorstellbar schienen. Berset erklärt, dass, wäre das Virus besonders für Kinder gefährlich gewesen, die politischen Maßnahmen möglicherweise einfacher gewesen wären. „Die öffentliche Kommunikation wäre lockerer gewesen, weil niemand behaupten hätte können, dass Kinder nicht ein gutes Leben verdient hätten.“

Trotz dieser Herausforderungen sah Berset in der Pandemie auch eine Chance: „Es war eine Möglichkeit, meinen Einfluss zu maximieren“. Sein Ziel war es nie, nur im Bundesrat zu sitzen, sondern wirklich etwas zu bewirken. Doch dies ging mit enormer Verantwortung einher.

Sein Privatleben wurde durch ständige Bedrohungen in Mitleidenschaft gezogen. „In bestimmten Momenten war der Druck so hoch, dass ich das Gefühl hatte, man wolle mich beseitigen.“ Diese besorgniserregenden Umstände machten die Ereignisse umso aufreibender.

18 Monate lang konnte er sein Haus nicht ohne Leibwächter verlassen. Trotz der Sicherheitsvorkehrungen wagte er an Weihnachten 2021 einen maskierten und bis zur Kapuze hochgezogenen Spaziergang allein.

Was bleibt am Ende der Krise?

Am Ende der Buchbetrachtung fragt Hasler, was von der bewältigten Krise bleibt. Berset betont das Teamwork: „Der Bundesrat und die Bevölkerung haben diese Krise gemeinsam und solidarisch gemeistert.“ Er bleibt pragmatisch und selbstkritisch, während Hasler die zentralen Elemente für den Umgang mit Stress und Herausforderungen aufzeichnet – was er den „Berset Code“ nennt.