
BYD: Der Plan zur Eroberung der Schweiz
2025-04-01
Autor: Lara
Stella Li, die globale Nummer zwei des chinesischen Automobilkonzerns BYD, ließ sich bei ihrer Präsentation in Spreitenbach AG einen Seitenhieb an ihren wichtigsten Konkurrenten Tesla nicht entgehen. Während sie auf eine Grafik zu den weltweiten Verkäufen von Elektro- und Hybridautos hinwies, strahlte sie: "An der Spitze stehen wir – BYD mit 4,2 Millionen verkauften Fahrzeugen, während Tesla mit nur 1,79 Millionen weit abgeschlagen ist."
Die Botschaft könnte klarer nicht sein: BYD, der zweitgrößte Elektroautobauer der Welt, hat sich etabliert und strebt an, dort zu bleiben. "Während wir früher 30 Jahre brauchten, um eine Million Autos zu verkaufen, geht es jetzt viel schneller", erklärt Li stolz. Wenn es um Batterietechnologie geht, ist BYD bereits führend, so die Bestätigung vieler Branchenexperten. Ein weiterer Indikator für BYD's Innovationskraft: "Wir reichen im Durchschnitt 45 neue Patente täglich ein", fügt Li hinzu.
Von der Tradition zur Innovation
Die Rivalität zwischen Tesla und BYD ist auch eine Auseinandersetzung zweier Milliardäre. Elon Musk mit seiner öffentlichen Persona und Wang Chuanfu, dem zurückhaltenden Gründer von BYD. Wang, der 58 Jahre alt ist und als einer der Unternehmer gilt, die in den letzten Jahrzehnten aus der Armut zur Milliardärsklasse aufgestiegen sind, gründete BYD in den 1990er-Jahren, zunächst als Batteriehersteller.
Die Rivalität zwischen Musk und Wang reicht zurück bis 2011, als Musk in einem Interview mit Bloomberg die aufkommende Gefahr von BYD mit einem trockenen Lächeln abtat und sagte: „Haben Sie deren Autos gesehen? Sie haben kein gutes Produkt.“
Doch die Zeiten haben sich gewandelt. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres verkaufte BYD schon über 600.000 Autos, während Tesla mit einem Umsatzrückgang zu kämpfen hat. Für das Jahr 2024 wird erwartet, dass BYD mit rund 95 Milliarden Euro Umsatz Tesla übertrifft. Inmitten dieses Erfolges hat die BYD-Aktie in diesem Jahr bereits um über 50 Prozent zugelegt und hat einen Marktwert von etwa 138 Milliarden Franken erreicht, mehr als alle deutschen Automarken im DAX zusammen.
Revolutionäre Batterietechnologie
Ein technologischer Durchbruch könnte der Grund für den Anstieg der BYD-Aktie sein: Ein neues Batterie- und Schnellladesystem ermöglicht es, ein E-Auto in nur fünf Minuten für 400 Kilometer aufzuladen. Wang beschreibt sein Ziel: "Wir wollen das Aufladen von Elektrofahrzeugen so schnell machen wie das Betanken eines Benziners." Auch wenn die neuen Schnelllader zunächst nur in China gebaut werden, sehen Experten darin einen entscheidenden Schritt für die Elektromobilität.
Herausforderungen in Europa
Trotz der positiven Nachrichten hat BYD Herausforderungen in der europäischer Automarktes zu bewältigen, insbesondere in Deutschland, wo das Unternehmen aufgrund eines fehlenden Händlernetzes nur 4.000 Fahrzeuge im Jahr 2023 verkaufen konnte. Der Schweizer Markt könnte eine ähnliche Geschichte erzählen, insbesondere nach einer Umfrage, die ergab, dass nur 17 Prozent der Schweizer bereit sind, ein E-Auto einer chinesischen Marke zu kaufen. Deutsche Hersteller bleiben die beliebteste Wahl.
Maria Grazia Davino, Regionenchefin von BYD, sieht diese Wahrnehmung jedoch nicht als unüberwindbares Hindernis. "Wir betrachten uns nicht nur als chinesisches Unternehmen, sondern als globales Technologieunternehmen und arbeiten aktiv daran, europäischer zu werden“, erklärt sie und deutet auf eine kommende Autofabrik in Ungarn hin. BYD plant, in der Schweiz bis 2028 ein Netz von mindestens 80 Händlerstandorten aufzubauen, um aus den Fehlern von Deutschland zu lernen und den Markteintritt erfolgreicher zu gestalten.
Die Antwort auf die europäische Nachfrage könnte also entscheidend für den weiteren Erfolg von BYD auf dem alten Kontinent werden.