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Chaos im Zugverkehr – Beginnt jetzt das große Chaos auch in Italien?

2024-10-05

Ein Nagel sorgte für ein massives Chaos im italienischen Zugverkehr. Die italienischen Medien nennen ihn mittlerweile «il famoso chiodo», den berühmten Nagel. Wie konnte es zu diesem Desaster kommen?

Italien kann stolz auf seine Hochgeschwindigkeitszüge, die Frecciarossa, und ein weitreichendes Streckennetz sein. Doch in letzter Zeit mehren sich die Anzeichen einer strukturellen Krise der italienischen Eisenbahn.

Am vergangenen Mittwoch verursachte ein Arbeiter in Rom während routinemäßiger Wartungsarbeiten mit einem einfachen Nagel einen Schaden an einem Stromkabel. Dieses Missgeschick führte zu massiven Einschränkungen an den Bahnhöfen Termini und Tiburtina in Rom, und das nicht genug: Auch an vielen anderen Stellen des Streckennetzes kam es zu technischen Störungen. Die Folge war ein regelrechtes Chaos, das viele Reisende als «schwarzen Mittwoch» bezeichneten: Über 100 Züge wurden gestrichen, Verspätungen von bis zu vier Stunden waren die Norm, Tausende von frustrierten Touristen und Pendlern standen in den Bahnhofshallen.

Am darauf folgenden Freitag kam es erneut zu Verspätungen, als ein Arbeiter zwischen Bologna und Venedig bei einem Unfall ums Leben kam. Laut Trenitalia hatte ein Hochgeschwindigkeitszug zudem ein «Tier von bedeutender Größe» überfahren. Solche Vorfälle haben das ganze Jahr über einen «schwarzen Sommer des Schienenverkehrs» heraufbeschworen, so berichtet die renommierteste Zeitung Italiens, der «Corriere della Sera».

Die Debatte um die Funktionsfähigkeit des italienischen Eisenbahnnetzes wird besonders brisant, da sich Matteo Salvini, der Minister für Transporte und Infrastruktur und Anführer der rechtspopulistischen Lega, in der Schusslinie der Kritik befindet. Die Opposition wirft ihm vor, sich mehr um glamouröse Projekte, wie eine Brücke zwischen Kalabrien und Sizilien, zu kümmern, als um die alltäglichen Probleme des Schienenverkehrs.

Nach dem schwarzen Mittwoch sah sich Salvini mit einer Welle von Rücktrittsforderungen konfrontiert. In den sozialen Medien erntete er zudem Spott für einen besonders unglücklichen Beitrag, den er am selben Tag veröffentlichte. Darin zeigte er ein nostalgisches Foto aus seiner Kindheit und ermutigte seine Follower, die eigenen Großeltern zu kontaktieren. Das Internet reagierte erbarmungslos, mit sarkastischen Kommentaren über die ironische Diskrepanz zwischen seiner sentimentalen Botschaft und dem tatsächlichen Chaos im Bahnverkehr.

Die Situation scheint sich weiter zu zuspitzen. Eine vollständige Untersuchung der Vorfälle wurde eingeleitet, und Salvini kündigte rechtliche Schritte gegen die Wartungsfirma an. Doch angesichts der anhaltenden Probleme fragen sich viele bereits: Führt der berühmte Nagel zu einem massiven Umdenken im italienischen Eisenbahnwesen? Wird die Regierung endlich die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um zukünftige Katastrophen zu verhindern? Eines steht fest: Die Italiener erwarten dringend Lösungen, und das Warten auf eine Besserung hat so schnell ein Ende.

Während ein Nutzer treffend bemerkte: «Der Nagel und Salvini sind beide an den falschen Orten platziert – der eine in der Stromleitung, der andere im Ministerium!», bleibt die Frage, ob sich der Zustand des italienischen Eisenbahnverkehrs in naher Zukunft verbessert.