Technologie

ChatGPT an Schulen: Lehrkräfte im Dilemma der Künstlichen Intelligenz

2024-11-18

Autor: Luca

Am 30. November feiert ChatGPT seinen zweiten Geburtstag, und der Einfluss dieses Tools auf den Schulunterricht in der Schweiz ist nicht zu übersehen. Lehrkräfte wie Andreas Pfister und Thomas Jenni, die an der Kantonsschule Zug unterrichten, beobachten mit gemischten Gefühlen, wie Schüler zunehmend auf Künstliche Intelligenz zurückgreifen, um ihre Schulaufgaben zu bewältigen.

Pfister, ein erfahrener Deutschlehrer, bemerkte zu Beginn des Schuljahres eine besorgniserregende Tendenz: Plötzlich schrieben einige Schüler außergewöhnlich gute Aufsätze, weit über dem üblichen Niveau. „Mein Verdacht fiel schnell auf ChatGPT“, so Pfister.

Die Herausforderung für die Lehrkräfte besteht darin, den Einsatz solcher Technologien im Klassenzimmer zu steuern. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Schüler einen klaren Zugang zu KI-Werkzeugen haben, aber sie müssen offenlegen, wie sie diese nutzen“, erklärt Thomas Jenni, der im Bereich Physik und Informatik unterrichtet. In seinem Unterricht erlaubt er den Einsatz von ChatGPT, betont allerdings die Notwendigkeit, die eigene Arbeit zu dokumentieren und den Prozentsatz des selbst geschriebenen Codes zu kennzeichnen.

Um mit dem zunehmend kreativen Schreiben der Schüler umzugehen, wurden die Regeln an der Schule angepasst. Bei Maturaarbeiten ist der Einsatz von ChatGPT nun erlaubt, muss jedoch deklariert werden. Zudem wird jede Arbeit durch ein mündliches Gespräch ergänzt, um sicherzustellen, dass die Schüler tatsächlich über das Thema Bescheid wissen.

Die Reaktionen der Schüler auf die Vermittlung dieser neuen Regeln sind unterschiedlich: Einige empfinden sich als unfair behandelt, während andere die Herausforderung annehmen. „Ich habe das Gefühl, dass die Schüler lernen sollten, KI als einen Werkzeugkasten zu betrachten, nicht als einen Ersatz für ihre eigene Kreativität“, sagt Jenni.

Pfister äußert seine Bedenken über die Auswirkungen von ChatGPT auf kreative Projekte, die er seit Jahren in seinen Unterricht integriert hat. „Das Schreiben zwingt die Schüler, über Themen nachzudenken und Einsichten zu gewinnen“, argumentiert er. Wenn KI die kreative Bearbeitung übernehme, gehe das tiefere Verständnis verloren.

Die Diskussion über die Rolle von KI im Bildungswesen ist in vollem Gange. Lehrkräfte sind gefordert, sich neu zu orientieren und Methoden zu entwickeln, die sowohl den Einsatz von Technologien ermöglichen als auch die kritischen Denkfähigkeiten der Schüler fördern. Während der Technologieeinsatz in vielen Klassenzimmern weiterhin zunimmt, bleibt die zentrale Frage: Wie können wir sicherstellen, dass die Bildung die Kreativität und das kritische Denken der Schüler nicht gefährdet, sondern unterstützt?