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Der Bieler Finanzdirektor Beat Feurer öffnet sich über sein Burnout – und was er daraus gelernt hat

2024-11-23

Autor: Laura

Der Bieler Finanzdirektor Beat Feurer (SVP) erlitt im Sommer ein Burnout. Studien zeigen, dass jede sechste erwachsene Person in der Schweiz bereits mit einem Burnout zu kämpfen hatte. Nach zwei Zusammenbrüchen und einem Aufenthalt in einem Kloster ist er nun zurück an seinem Arbeitsplatz, mehr denn je entschlossen, sich selbst zu schützen.

Im Interview erklärt er: "Bereits vor dem Zusammenbruch spürte ich, dass selbst angenehme Dinge wie eine Geburtstagsfeier mich stark anstrengten. Am 3. Juli war ich im Büro und fühlte mich wie gelähmt. Ich konnte keinen Satz mehr bilden, alle Energie war verschwunden."

Das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, beschreibt er als "absolute Machtlosigkeit". Er fühlt sich hilflos, während die Arbeit und die Erwartungen der Öffentlichkeit ihn erdrücken. "Mein anfänglicher Fehler war, meinen Zustand nach den ersten zwei Wochen falsch einzuschätzen. Ich glaubte, ich sei einfach müde und könnte mit etwas Schlaf alles wieder in den Griff bekommen. Doch es war mehr nötig."

Nach seiner Rückkehr ins Büro hatte er kurzerhand erneut einen Zusammenbruch. "Das war der schlimmste Moment. Ich hatte geglaubt, ich könnte arbeiten. Der zweite Zusammenbruch traf mich psychisch sehr stark und ließ mich verzweifeln. Erst nach einem klärenden Klosteraufenthalt und Gesprächen mit Fachpersonen konnte ich zur Besinnung kommen."

Feurer, als gewählte öffentliche Person, steht unter ständiger Beobachtung. "Die Erwartungen an uns Politiker sind hoch. Es wird erwartet, dass wir alles im Griff haben und sofort Lösungen präsentieren. Das erzeugt zusätzlichen Druck."

Er reflektiert über die harte Welt der Politik und ob Schwäche einen Platz hat: "In der Politik wird oft verbittert gekämpft. Während meiner schwierigen Phase erfahre ich jedoch viel Verständnis von meinem Team und meinen Kollegen. In diesem Moment gab es keinen Druck, sondern Unterstützung."

In einem Interview mit dem 'Bieler Tagblatt' teilen er und seine Geschichte das persönliche Gefühl des Burnouts. "Mein Ziel war es, den Spekulationen über meinen Zustand ein Ende zu setzen und anderen Betroffenen Mut zu machen. Die Reaktionen waren überwältigend. Ich erhielt sogar Dankschreiben von Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben."

Trotz der intimen Natur eines Burnouts – manchmal ein Tabuthema – fand er es befreiend, offen über seine Gefühle und Erfahrungen zu sprechen. "Es war nicht einfach, meine verletzliche Seite zu zeigen, besonders als Politiker, aber es fühlte sich auch richtig an, darüber zu reden."

Fachleute warnen, dass Rückfälle unvermeidlich sein können, wenn man alte Verhaltensweisen beibehält. Feurer hat daher konkrete Änderungen vorgenommen: "Ich strebe nicht mehr nach Perfektion, plane gezielte Pausen in meinem Alltag ein und arbeite aktiv an meiner Dankbarkeit – dies hilft mir, eine positive Perspektive aufrechtzuerhalten."

Sein Ziel ist es, ein ausgewogeneres Leben zu führen und auch anderen in ähnlichen Situationen Hoffnung zu geben. "Burnouts sind weit verbreitet, und ich hoffe, dass mein Erlebnis anderen zeigt, dass man Hilfe annehmen kann." Feurer ist entschlossen, als Stimme für Wandel zu fungieren, sowohl in seinem persönlichen Leben als auch in der Politik.