
Der Mann hinter dem umstrittenen Werbeverbot in Zürich
2025-03-28
Autor: Emma
„Diese Werbereduktionen sind mein größter politischer Erfolg“, erklärt Michael Schmid nicht ohne Stolz. Mitte März stellte das Zürcher Stadtparlament einen Antrag seiner Partei, der Alternativen Liste (AL), vor, der ein nahezu vollständiges Verbot von Werbung im öffentlichen Raum fordert – ausgenommen sind lokale Geschäfte und die öffentliche Hand.
„Jeder sollte seine Freiheiten ausleben können, solange es anderen keinen Schaden zufügt“, betont Schmid. „Permanent von Werbebildschirmen abgelenkt zu werden, schränkt meine Freiheit ein, meine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was ich wirklich möchte.“
Es ist nicht das erste Mal, dass Schmid mit solchen Vorschlägen in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. In der Vergangenheit setzte er gemeinsam mit anderen Linken bereits ein Verbot von Laubbläsern in Zürich durch. Zuletzt entschied er sich, den Gastronomiebetrieben an der Europaallee zu untersagen, Musik im öffentlichen Raum abzuspielen.
„Kleinkariert – mit rot-grünem Anstrich“
Schmids Forderungen werden oft als Bevormundung von seinen politischen Gegnern angesehen. Michael Schmid von der FDP kritisiert: „Was ich gut finde, ist gut für alle in dieser Stadt, und was ich nicht gut finde, kann weg.“ Seiner Meinung nach ist diese Einstellung kleinkariert und zeigt eine einseitige Sichtweise.
Schmid hingegen hat den Ruf bekommen, eine Spaßbremse zu sein. Gegen Laubbläser, gegen Musik im öffentlichen Raum, gegen Public Viewings und digitale Werbung. „Ich habe nicht das Bedürfnis, anderen das Glück zu verwehren“, lacht Schmid. Er ist überzeugt, dass der öffentliche Raum vor kommerziellen Interessen geschützt werden sollte. „Der öffentliche Grund sollte in erster Linie für unkommerzielle Freiräume zur Verfügung stehen“, hatte er einmal in einer Debatte betont.
Sein erster politischer Auftritt war eine Niederlage
Michael Schmid ist seit rund drei Jahren im Zürcher Stadtparlament. Doch sein erster politischer Auftritt fand bereits im Alter von 18 Jahren in seiner Heimatgemeinde Embrach statt, als er versuchte, eine angestrebte Steuersenkung zu verhindern, die, so die Argumentation, der Gemeinde helfen sollte, ihre Attraktivität zu steigern. Schmid war besorgt über die möglichen Konsequenzen, darunter die teilweise Schließung des Schwimmbades und zusätzliche Belastungen für einkommensschwache Familien.
„Ich wollte nicht, dass das Schwimmbad weniger offen hat und dass Kinder aus ärmeren Verhältnissen nicht mehr an Klassenlagern teilnehmen können“, erinnert er sich. Letztendlich war er einer der wenigen, die gegen die Steuerreform stimmten.
Der Politiker erlangt Aufmerksamkeit, der Aktivist nicht
Trotz dieser frühen Niederlage war Schmids Interesse für die Politik geweckt. Er begann, sich in Fahrradorganisationen zu engagieren und forderte weniger Autos und mehr Radwege. Um mehr zu erreichen, zog der Software-Entwickler nach Zürich und trat der Alternativen Liste bei.
2022 gelang ihm die Wahl in den Zürcher Gemeinderat und er stellte fest, wie einfach es sei, im Parlament Aufmerksamkeit zu bekommen. Früher, als Aktivist, interessierte sich niemand für seine Anliegen. „Jetzt habe ich diese Aufmerksamkeit und nutze sie gerne“, sagt er. Schmid plant, seine politischen Ideen weiter voranzutreiben und setzt sich dafür ein, Zürich zu einer lebenswerteren Stadt für alle zu machen.