Die leidenschaftliche Abneigung gegen Tabletten: Ein Fall von Medikamentenverweigerung bei einer älteren Patientin
2024-11-26
Autor: Emma
Vor etwa einem Monat hat Apotheker Göbel in seiner Brücken-Apotheke in Heringen einen bemerkenswerten Fall behandelt. Es handelt sich um eine 70-jährige Patientin, die aufgrund einer familiär bedingten Hypercholesterinämie leidet. Sie hatte im Sommer ein akutes Koronarsyndrom erlitten, eine lebensbedrohliche Phase der koronaren Herzkrankheit, und erhielt daraufhin vier Stents sowie eine Verordnung verschiedener Medikamente.
Göbel schilderte die Patientin als stark naturheilkundeorientiert. »Sie hasst es, Tabletten zu nehmen. Das ist das Allerschlimmste für sie«, betonte er. Aus diesem Grund hat sie eigenständig das Medikament Empagliflozin abgesetzt, was sie auch in einem Patientengespräch mitteilte.
Obwohl ihr LDL-Cholesterinwert von über 200 mg/dl auf 180 mg/dl gesunken ist, ist sie weiterhin darum bemüht, ihre Gesundheitswerte durch Sport und eine gesunde Ernährung mit einem hohen Anteil an Haferprodukten zu verbessern. Ihr Harnsäurespiegel ist jedoch erhöht, aber genaue Werte sind bislang unbekannt.
Die Webinar-Teilnehmenden identifizierten die Tablettenaversion der Patientin als ein großes Problem, das zu einer schlechten Medikamentenadhärenz führen kann. Um die Einnahmelast zu verringern, wurden Vorschläge gemacht, wie etwa die Kombination von Ezetimib und Statinen in einem Kombinationspräparat sowie eine Anpassung der Candesartan-Dosierung auf eine einmalige Gabe von 16 mg.
Die Allgemeinmedizinerin Dr. Annegret Fröbel unterstützte diese Vorschläge und wies darauf hin, dass die Patientin ermutigt werden sollte: „Wenn der Dezember vorbei ist, nimmt sie nur noch drei Tabletten täglich. Dann haben wir schon eine erhebliche Reduktion erreicht.“
Es sei ebenfalls wichtig, die behandelnde Ärztin darüber zu informieren, dass die Patientin Empagliflozin eigenständig abgesetzt hat. Dr. Fröbel empfahl, der Ursache nachzugehen, möglicherweise hat die Patientin mit Nebenwirkungen wie Harnwegsinfekten oder Vaginalmykosen zu kämpfen gehabt. Dies könnte zu ihrer Abneigung gegen Tabletten beigetragen haben.
Eine interessante Überlegung betrifft den erhöhten Harnsäurespiegel der Patientin. Eine Umstellung von Candesartan auf Losartan könnte hilfreich sein, da dieses Medikament dazu beitragen kann, den Harnsäurespiegel zu senken. Eine andere Option wäre die Fortführung der Clopidogrel-Therapie und das Absetzen von ASS, da letzteres den Harnsäurespiegel erhöhen kann. Dr. Fröbel stellte die kritische Frage: „Wie hoch ist der Wert? Spielt das wirklich eine Rolle?“
Diese Fallstudie zeigt, wie wichtig es ist, die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben von Patienten zu berücksichtigen, insbesondere bei älteren Menschen, die oft zögerlich sind, chemische Medikamente einzunehmen. Ärzte und Apotheker sollten zusammenarbeiten, um geeignete Alternativen zu finden und die Patienten in ihren Entscheidungen aktiv zu unterstützen.