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Die ungleiche Welt der Banker: Sergio Ermotti und sein Millionen-Verdienst

2025-01-02

Autor: Leonardo

Sergio Ermotti, der CEO der UBS, sorgte kürzlich für Aufsehen mit seinem extrem hohen Gehalt, das mehr als 14 Millionen Franken für nur neun Monate Arbeit im Jahr 2023 betrug. In einem Interview im 'Migros-Magazin' stellte er die Frage: Warum erhalten Banker so viel mehr Aufmerksamkeit für ihre Löhne als Sportler und Entertainment-Stars, die ebenfalls hohe Summen verdienen?

Ermottis Argument, dass die Kritik an den Gehältern von Top-Managern unfair sei, bleibt trotz seiner Wiederholungen unüberzeugend. Spitzenathleten wie Roger Federer oder Marco Odermatt müssen konstant Höchstleistungen erbringen, während Bankenchefs wie er selbst oft weniger greifbare Erfolge vorweisen können.

Während Federer für seine Erfolge mit lukrativen Sponsorenverträgen belohnt wird und oft auf dem Platz glänzt, erhielt Ermotti seinen astronomischen Verdienst durch die Rückkehr zu einer Bank, die nach einer Krise im Londoner Handelsgeschäft nach einem starken Mann suchte. Er trat 2011 als Notlösung für die UBS an, als die Bank einen großen Verlust verzeichnete. Trotz seiner Händler-Herkunft brachte er die UBS durch konservatives Risikomanagement und strategische Entscheidungen durch stürmische Zeiten.

Nach seinem Abgang im Jahr 2020 belief sich sein Gesamtverdienst für neun Jahre auf mehrere Hundert Millionen Franken. Seine Rückkehr im Jahr 2023, besonders im Kontext der Integration der Credit Suisse, brachte ihn erneut in die Schlagzeilen – dies in einer Zeit, in der andere CEOs europäischer Banken von viel bescheideneren Gehältern träumen.

Vergleicht man Ermotti mit seinen europäischen Kollegen, zeigt sich ein erschreckendes Bild. Der CEO von BNP Paribas beispielsweise konnte gerade mal 4,3 Millionen Euro im Jahr 2023 verbuchen. Im Gegensatz dazu gibt es für Ermotti keine vergleichbaren Grenzen. Selbst ehemalige Kollegen wie Andrea Orcel von Unicredit können nur einen Bruchteil seines Einkommens erzielen.

Ermotti beschreibt sich selbst als Teil einer Liga, in der sich CEOs wie Jamie Dimon von JPMorgan bewegen, die eine viel größere Finanzkraft repräsentieren. Während Dimon die JPMorgan in der globalen Finanzlandschaft zur Nummer eins gemacht hat, war Ermottis Weg weniger von persönlichem Kampf geprägt, sondern eher von Umständen, die ihn in eine privilegierte Position brachten.

Die Herausforderung, die auf die UBS als Folge der Credit Suisse-Integration zukommt, ist gewaltig. Die IT-Systeme müssen zusammengeführt werden, große Datenmengen verarbeitet und alte Risiken beseitigt werden. Hierbei trägt Ermotti die Verantwortung und zeigt damit, dass sein Erfolg zumindest teilweise von der wirtschaftlichen Situation und der Unternehmensgröße abhängt – nicht nur von den eigenen Fähigkeiten.

Dabei wird klar: Die Millionen, die Banker wie Ermotti verdienen, sind nicht vergleichbar mit dem Engagement und Risiko, das Spitzenathleten oder Unternehmer eingehen. Banker sind oft angestellte Manager, die selten die Verantwortung für ihr Scheitern und die Risiken tragen, und deren hohen Gehälter für viele schwer nachvollziehbar bleiben.

Zusätzlich ist zu bedenken, dass, sollte etwas schiefgehen, die Bürgerschaft in der Regel die Zeche für die Fehler der Banken zahlen muss. Während frühere Banker wie Marcel Ospel Konsequenzen für ihre Fehler trugen, gibt es prominente Fälle von Bankern, die trotz des Versagens ihrer Institutionen letztlich nie zur Verantwortung gezogen wurden.

Das grundsätzliche Problem bleibt: In der Finanzwelt sind die Belohnungen oft nicht gerechtfertigt, weil sie nicht den gleichen Maßstab an Leistung anlegen, den man von anderen Branchen erwarten würde. Die Diskussion um Bankgehälter wird also weiterhin ein heißes Thema bleiben, während Vermögen und Macht ungleich verteilt sind.