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Drogen in den 90ern: Als Basler Kids begannen, Heroin zu rauchen – Eine besorgniserregende Entwicklung

2024-10-04

In den 1990er-Jahren änderte sich der Drogenkonsum unter Basler Jugendlichen dramatisch: Heroin wurde zunehmend geraucht statt injiziert. Ein Süchtiger berichtete: «Man nimmt eine Folie und kippt das Heroin darauf». Mit einem Feuerzeug wird die Droge erhitzt, und die Dämpfe ziehen die Konsumenten durch die Nase ein. Viele Jugendliche fühlten sich bei dieser Methode sicherer: Ein junger Mann erklärte, er habe Angst vor Spritzen und dem betäubenden Anblick von Blut.

Die Kioskbesitzerin Trudi Hartmann, die in der Nähe der Drogenszene im Kleinbasel arbeitete, war alarmiert. Sie beobachtete Kinder im Alter von 14 bis 16 Jahren, die Heroin rauchten, und äußerte ihre Wut im Radio: «Das macht mich manchmal so wütend, dass ich am liebsten auf dem Marktplatz stehen und Eltern schütteln würde. Passt auf eure Kinder auf!»

Das Rauchen von Heroin galt als vermeintlich harmloser, insbesondere da die Kosten für die Droge sanken und sich viele Jugendliche diesen neuen Konsum leisten konnten. Thomas Kessler, ehemaliger Drogenbeauftragter von Basel-Stadt, wies darauf hin, dass die Infektionsrisiken gesunken seien. Während des Aids-Hochs war das injizieren mit Heroin besonders gefährlich, da viele sich mit dem HI-Virus infizierten. „Aber beim Rauchen kann man sich nicht anstecken“, sagte Kessler.

Trotz dieser vermeintlichen Vorteile war die Abhängigkeit genauso stark wie beim Spritzen. Um dem entgegenzuwirken, initiierte Basel-Stadt eine Informationskampagne, vor allem in Schulen. Heutzutage beobachtet Kessler eine neue Welle des Drogenkonsums in der Region. Die Situation könne sogar alarmierender sein als in den 90ern, insbesondere durch den Konsum von Crack, das kurzfristig hohe euphorische Effekte hat und schnell ein weiteres Konsumbedürfnis auslöst.

Die Drogenlandschaft verändert sich ständig, und während in den 90ern Heroin populär war, ist heute Kokain und die gefährliche synthetische Droge Fentanyl in aller Munde. Letzteres führt in den USA zu einem Anstieg der Drogentoten und wird auch in der Schweiz mit Besorgnis beobachtet.

Als Reaktion auf die sich verändernde Drogenszene richteten ehemalige Fixerstüble spezielle Bereiche für Konsumenten ein, die Drogen rauchen, nicht spritzen. Kessler betont: „Man muss in der Drogenpolitik agil bleiben und die Präventionsstrategien kontinuierlich anpassen.“

Der Aufklärungsbedarf bleibt bestehen, denn trotz der Fortschritte müssen die Lehren aus der Vergangenheit beachtet werden. So wie vor 30 Jahren, als das Rauchen von Heroin eine besorgniserregende Entwicklung darstellte, ist es auch heute entscheidend, wachsam zu bleiben und rechtzeitig zu handeln.