
Europa zwischen Trump und Putin: Vier Szenarien für eine emanzipierte Verteidigung
2025-04-10
Autor: Simon
Wie Europa seine Verteidigungsfähigkeit zurückgewinnen kann
Die Verteidigungsfähigkeit Europas ist in einer Krise. Ohne die Unterstützung der USA droht den europäischen NATO-Staaten und der EU der Verlust ihrer militärischen Handlungsfähigkeit. Bislang war es die militärische Übermacht der Vereinigten Staaten, die als Abschreckung diente.
Doch diese Ära könnte bald vorbei sein. US-Präsident Donald Trump stellt in Frage, ob die USA bereit sind, sich für ihre Verbündeten in den Krieg zu stürzen, insbesondere im Falle eines russischen Angriffs. Seine jüngsten Kommentare zur geopolitischen Lage lassen an der Zukunft des transatlantischen Bündnisses zweifeln.
EU-Armee: Ein Traum oder bald Realität?
Die Idee einer gemeinsamen EU-Armee ist nicht neu. Wenn die Streitkräfte aller 27 EU-Mitgliedsstaaten zusammenarbeiten würden, könnten sie eine der größten Armeen der Welt bilden. Allerdings fehlt es an einer kompetitiven Rüstungsindustrie und an einheitlichen militärischen Strukturen. Wer würde die Kontrolle über die Streitkräfte haben? Die Aussicht, dass Frankreich seine Atomwaffen einer EU-Kommission unterstellt, ist derzeit undenkbar.
Koalition der Willigen: Ein riskantes Bündnis
Basierend auf der neuen ukrainischen Koalition könnte eine Allianz der wichtigsten europäischen Militärmächte entstehen. Im Mittelpunkt stünden die Atommächte Frankreich und Großbritannien, während Deutschland und Polen unterstützen würden. Doch auch dieses Szenario ist fragil: Wären Frankreich und Großbritannien bereit, ihre Atomwaffen zur Verteidigung anderer einzusetzen? Was geschieht, wenn ein Mitgliedstaat austritt?
Nationales Isolationismus: Jeder für sich selbst?
In einer Zeit, in der Nationalismus innerhalb und außerhalb Europas erstarkt, wächst das Misstrauen zwischen den Staaten. NATO und EU könnten an Bedeutung verlieren, während viele Länder beginnen, sich auf ihre eigenen Streitkräfte und Atomwaffen zu verlassen. So äußerte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk kürzlich, dass auch Polen Atomwaffen in Betracht ziehen müsse. Dies würde jedoch enorme finanzielle Mittel erfordern.
NATO 2.0: Ein Geschäft für die USA?
Die USA sehen die NATO als lukratives Geschäft. Wenn Europa hunderte von Milliarden in militärische Rüstungen investiert, wird es kaum an amerikanischen Rüstungsunternehmen wie Lockheed vorbeikommen. Ein solches Investment könnte Trump dazu bewegen, sich stärker zur NATO zu bekennen. Allerdings bleibt die Frage, ob er als zuverlässiger Partner agieren kann, insbesondere angesichts seiner wechselhaften Politik und seiner Vorliebe für Putin.
Ein Weg zur militärischen Unabhängigkeit?
Die Erkenntnis, dass Europa sich nicht länger auf 75 Jahre alte Sicherheitsgarantien verlassen kann, wird immer deutlicher. Doch eine klare Strategie zur militärischen Eigenständigkeit steht noch aus, während die Herausforderungen und geopolitischen Spannungen zunehmen.