Exodus aus Bordeaux: Chinesische Investoren geben Weingüter auf
2025-01-09
Autor: Alina
In den letzten 15 Jahren haben sich chinesische Käufer in Bordeaux regelrecht eingekauft und Hunderte von Weingütern übernommen. Doch der Markt hat sich dramatisch gewandelt; viele dieser Anwesen werden nun zu stark reduzierten Preisen verkauft. Doch was treibt diesen faszinierenden Wandel an?
Das berühmte Weinbaugebiet Bordeaux, bekannt für seine exquisiten und oft teuren Weine, erlebt einen bemerkenswerten Rückgang: Chinesische Investoren setzen ihre Weingüter auf den Markt. Ein aktueller Bericht der Luxus-Plattform LUXUO deckt auf, dass zahlreiche Weingüter nun zu einem Bruchteil ihrer ursprünglichen Kaufpreise angeboten werden.
Vom Statussymbol zu einem Problem
Die Investitionen begannen in den späten 2000er Jahren, als wohlhabende Chinesen von der steigenden Nachfrage nach Bordeaux-Wein im Heimatmarkt profitieren wollten. Über 200 Weingüter wurden gekauft, wobei viele Namen den kulturellen Vorlieben der Käufer angepasst wurden, wie beispielsweise „Golden Rabbit“. Die Investoren hofften sowohl auf hohe finanzielle Renditen als auch auf gesellschaftliches Prestige in China.
Allerdings ist die Euphorie mittlerweile stark abgeflaut. Mit den 2013 von Präsident Xi Jinping eingeführten Sparmaßnahmen ging die Zahlungsbereitschaft für Luxusgüter zurück, gefolgt von strengen Kapitalverkehrskontrollen, die ausländische Investitionen zusätzlich behinderten. Viele chinesisch geführte Weingüter kämpfen jetzt mit ernsthaften Problemen.
Rückgang des Weinkonsums und sinkende Preise
Zusätzlich ist der Weinkonsum in China stark gesunken, mit einem Rückgang von 25 Prozent allein im Jahr 2023, berichtet die „International Organization of Vine and Wine“. Dies hat dazu führen, dass viele Weingüter nun wieder auf den Markt strömen. Ein Beispiel ist das Château Latour-Laguens, eines der ersten Weingüter, das 2008 von chinesischen Investoren übernommen wurde. Ursprünglich für zwei Millionen Euro gekauft, wird es jetzt für lediglich 150.000 Euro angeboten – mit vernachlässigten Weinbergen und verfallenen Gebäuden.
Rückkehr französischer Investoren
Zusätzliche Herausforderungen wie Arbeitskonflikte und kulturelle Missverständnisse haben die Situation für viele dieser Weingüter noch komplizierter gemacht. Ein Vertreter einer lokalen Gewerkschaft hebt hervor, dass chinesische Eigentümer oft kein ausreichendes Vertrauen in ihre französischen Mitarbeiter hatten, was zu weiteren Problemen führte.
Angesichts dieser Umstände übernehmen nun zunehmend französische Käufer die Kontrolle über die Weingüter. Besonders erwähnenswert ist das Château Loudenne, das symbolisch für den Versuch steht, das traditionelle Bordeaux-Erbe zu bewahren. Dennoch warnen Experten vor überzogenen Erwartungen an die Stabilität des Marktes.
Eine Lektion für beide Seiten
Jerome Baudouin, Chefredakteur der „La Revue du Vin“, beschreibt dieses Szenario als eine „Fata Morgana“. Sowohl chinesische Käufer als auch Bordeaux-Produzenten haben die Marktdynamik falsch eingeschätzt, was zu einer warnenden Geschichte über kulturelle und wirtschaftliche Fehlentwicklungen geworden ist. Der aktuelle Ausverkauf verdeutlicht die Risiken spekulativer Investitionen in Luxusmärkte. Für Bordeaux könnte dieses Chaos an Reputation und Finanzen jedoch die bittersüße Chance bieten, sich wieder mit seinem regionalen Erbe zu verbinden.