Wissenschaft

Fossil „Sue“: Ein faszinierender Blick in die Urzeit mit gesundem Kern und fehlender Hülle

2025-03-28

Autor: Laura

Eine bahnbrechende Entdeckung einer britischen Paläontologin hat das wissenschaftliche Interesse neu entfacht: Das Fossil einer Meerestierart, datiert auf 444 Millionen Jahre, wurde in einem Steinbruch gefunden und zeigt ein perfekt erhaltenes Inneres. Diese Art trägt den Namen Keurbos susanae und das liebevolle Spitznamen „Sue“, benannt nach der Mutter der Entdeckerin Sarah Gabbott von der Universität Leicester.

Die aktuelle Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Palaeontology“, fasst die 25-jährige Forschung von Professorin Gabbott zusammen. „Sue ist ein Wunder“, erklärt Gabbott begeistert. Das beeindruckende Fossil präsentiert sich „inside-out“, was bedeutet, dass das Innere nach außen gekehrt ist. Diese Charakteristik macht das Exemplar einzigartig, da Muskeln, Sehnen, Bänder und selbst Eingeweide in unvorstellbarem Detail erhalten geblieben sind. Anders als bei den meisten Fossilien sind die härteren Teile, wie der Panzer und die Beine, nicht mehr vorhanden. Die Paläontologin vermutet, dass diese Teile bereits vor über 440 Millionen Jahren verrottet sein müssen.

Die chemischen Bedingungen, unter denen Keurbos susanae existierte, waren extrem. Allem Anschein nach handelte es sich um einen primitiven Meeresarthropoden, ein Vorfahre der heutigen Gliederfüßler, zu denen Garnelen und Spinnen gehören. Trotz der großen Menge an fossilisierten Gliederfüßlern ist „Sue“ aufgrund fehlender Körperteile schwer im Stammbaum zu verorten. „Ihre genauen evolutionären Beziehungen bleiben frustrierend unklar“, so Gabbott.

Das Fossil wurde im Soom Shale entdeckt, einem Sedimentgestein, das vor 440 Millionen Jahren auf dem Meeresboden abgelagert wurde. Zu dieser Zeit erlebte die Erde eines ihrer größten Massenaussterben, wobei etwa 85 Prozent der Arten ausgelöscht wurden. Es bleibt unklar, warum das Meer, in dem „Sue“ lebte, von den katastrophalen Bedingungen der globalen Vereisung verschont blieb, was zu einer bemerkenswerten Tiergemeinschaft führte, in der auch „Sue“ Schutz fand.

Hinsichtlich der extrem giftigen Bedingungen ist bekannt, dass es im Sediment keinen Sauerstoff gab und giftiger Schwefelwasserstoff im Wasser gelöst war - eine chemische Umgebung, die möglicherweise für die außergewöhnliche Erhaltung des Fossils verantwortlich war.

„Der kleine Steinbruch, in dem ich vor 25 Jahren mein Studium begann, ist fast verschwunden“, sagt Gabbott. Die beschränkten Funde der Fossilien erforderten ein hohes Maß an Detektivarbeit. „Es war extrem schwierig, dieses Fossil zu interpretieren“, erklärt sie. „Die vielen anatomischen Details erforderten eine gründliche Analyse.“ Trotz der Herausforderung hofft Gabbott weiterhin auf den Fund eines weiteren Exemplars mit intaktem Kopf oder Gliedmaßen.

Die Motivation zum Abschluss ihrer umfangreichen Studie wurde von einer besonderen persönlichen Note geprägt: Abbotts Mutter, deren Name auch in dem Fossil verewigt ist, drängte ihre Tochter, den Status des Fossils vor ihrem eigenen möglichen Ende abzuschließen. In einer humorvollen Anmerkung sagte diese: „Wenn du das Fossil nach mir benennen willst, solltest du es besser tun, bevor ich selbst versteinere.“

Für Gabbott stellt die Forschung die Erfüllung eines Traumes dar: „Es geht darum, Fossilien auszugraben und zu erkunden, was sie uns über das frühe Leben und die Evolution auf der Erde erzählen.“ Ihre Arbeit ist nicht nur eine Anerkennung für ihre Mutter, sondern auch eine Reise in die fesselnde Welt der Urzeit und Evolution.