Wissenschaft

Frühgeschichte des Menschen: Die spannende Vermischung von Neandertalern und Homo Sapiens vor 45.000 Jahren

2024-12-12

Autor: Luca

Wissenschaftler haben durch Genomuntersuchungen faszinierende Hinweise auf ein bedeutendes 'Vermischungsereignis' zwischen Neandertalern und modernen Menschen entdeckt, das vor etwa 45.000 bis 49.000 Jahren stattfand. Neue DNA-Analysen von Knochenfragmenten aus Thüringen und Tschechien haben spannende Erkenntnisse über die Interaktion zwischen diesen beiden frühen Menschenarten geliefert.

Diese bahnbrechende Studie, durchgeführt vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, zeigt, dass in jener Epoche wahrscheinlich eine zusammenhängende Population von frühen Menschen außerhalb Afrikas lebte. Dies eröffnet neue Perspektiven auf die Migration und Entwicklung der Menschheit. Die Forschenden fanden heraus, dass dieser genetische Austausch signifikant war, mit einem deutlichen 'Genfluss', der diverse genetische Merkmale beider Arten beeinflusste.

Eine separate Studie, die am selben Tag veröffentlicht wurde und an der ebenfalls Forscher des Max-Planck-Instituts und der Universität von Kalifornien beteiligt waren, analysierte die Länge von Neandertaler-Gensequenzen in den Genomen von über 300 modernen Menschen aus unterschiedlichen Epochen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieser Austausch etwa vor 47.000 Jahren begann und über einen Zeitraum von rund 7.000 Jahren andauerte.

In Thüringen wurden insbesondere die Knochen von modernen Menschen aus der Ilsenhöhle bei Ranis untersucht. Diese Überreste sind die ältesten Genome moderner Menschen, die bisher in Europa sequenziert wurden. Es handelt sich um eine kleine, eng verbundene Gruppe von Menschen, die vor 45.000 bis 50.000 Jahren lebten und in deren DNA sich sowohl Merkmale für dunkle Hautfarbe als auch braune Augen fanden. Dies könnte auf ihre afrikanischen Ursprünge hindeuten.

Obwohl keine direkten Hinweise auf kürzliche Vermischungen mit Neandertalern in den Genomen von Ranis und Zlaty Koun gefunden wurden, zeigen DNA-Analysen eindeutige Spuren von Neandertalern, die sich bei allen heutigen Nicht-Afrikanern nachweisen lassen. Dies legt nahe, dass der genetische Austausch bereits vor diesen Funden stattfand.

Die erwähnten Studien belegen zudem, dass vor etwa 45.000 bis 49.000 Jahren ein entscheidendes 'Vermischungsereignis' stattgefunden hat, nachdem Homo sapiens Afrika verlassen hatte. Menschen aus Ranis und Zlaty Koun gehören zu einer Gruppierung der Ursprungspopulation, die sich dann über Europa und Asien ausbreitete.

Die Forschenden schlussfolgern, dass dies auf eine gemeinsame und langanhaltende genetische Verbindung zwischen Neandertalern und den Vorfahren aller heutigen Menschen hinweist. Priya Moorjani, eine der Forscherinnen, erklärt: „Die überwiegende Mehrheit der Neandertaler-Abstammung kann auf einen einzigen, gemeinsamen Genfluss zurückgeführt werden.“

Zusätzlich haben die Analysen auch wichtige Informationen über die Migration des Homo sapiens aus Afrika geliefert. Es wird angenommen, dass eine Hauptmigrationswelle vor etwa 43.500 Jahren stattgefunden hat. Wissenschaftler nehmen an, dass seit 40.000 bis 60.000 Jahren wiederholt Gruppen moderner Menschen den afrikanischen Kontinent verließen.

Die Ausbreitung in Europa und Asien führte zu einem Aufeinandertreffen mit den Neandertalern, deren Arten schließlich ausstarben. Laut dem Max-Planck-Institut tragen heute alle Menschen außerhalb Afrikas ein bis zwei Prozent Neandertaler-DNA in ihrem Genom.

Diese Erkenntnisse erweitern unser Wissen über die gemeinsame Evolution von Neandertalern und Homo sapiens und verdeutlichen, wie eng verbunden unsere menschlichen Ursprünge sind. Die erbbiologischen Spuren dieser frühen Begegnungen zeigen, wie unser Erbe von diesen verschiedenen Linien beeinflusst wurde.