Grippeimpfung: Ein Virus im Zuge der Corona
2024-11-22
Autor: Nina
Für die Grippeimpfung wird von dieser Saison an ein Dreifach- statt wie bisher ein Vierfach-Impfstoff empfohlen. Das liegt nicht etwa an Kostensenkungen, sondern an einer Folge der Corona-Maßnahmen.
Laut Carsten Watzl, Professor für Immunologie an der TU Dortmund, ist nur noch Schutz gegen drei statt vier Influenza-Virustämme notwendig, da ein Grippestamm vollständig ausgerottet wurde. „Das zeigt sehr eindrücklich, wie effektiv die Maßnahmen waren“, erklärt Watzl.
Bis 2018 war in Deutschland der Dreifach-Impfstoff Standard. Seit der Grippesaison 2018/2019 empfahl die Ständige Impfkommission (Stiko) jedoch einen Vierfach-Impfstoff. Für die bevorstehende Saison wird nun wieder der Dreifach-Impfstoff als der Standard-Gruppenschutz empfohlen, ohne Antigene gegen den Grippestamm B Yamagata.
Experten hatten bereits Ende 2020 festgestellt, dass B Yamagata nicht mehr zirkuliert; der letzte Nachweis datiert vom März 2020. Immunologe Watzl betont, dass dieser Stamm in den intervenierenden Jahren nicht mehr auftrat.
Eine Studie im Fachblatt „Lancet“ bestätigt, dass B Yamagata das einzige der Atemwegserkrankungen verursachenden Viren ist, das im Zuge der Corona-Pandemie ausgerottet wurde. Dennoch wird zur Vorsicht geraten: Die Überwachung in allen Teilen der Welt ist nicht gleichmäßig, und es könnte sein, dass B Yamagata doch noch irgendwo überlebt.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird die B-Yamagata-Komponente im September 2023 als nicht mehr erforderlich für den Impfschutz eingeschätzt. Der trivalente Impfstoff wird nun Antigene eines Influenza-B-Stamms (B Victoria) und zweier Influenza-A-Stämme enthalten. Diese Subtypen zirkulieren weltweit in unterschiedlichen Varianten und Intensitäten in jeder Grippesaison.
Influenza-Viren sind gefährlich, da sie die Abwehrkräfte des Körpers schwächen und für schwerwiegende Komplikationen, wie z. B. bakterielle Lungenentzündungen, anfällig machen. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) schwankt die Zahl der influenza-bedingten Todesfälle je nach Saison stark – zwischen einigen Hundert bis über 25.000, wie beispielsweise in der Saison 2017/18.
Die Stiko empfiehlt eine jährliche Schutzimpfung im Herbst für alle Menschen ab 60 Jahren oder für Personen mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko aufgrund von Vorerkrankungen.
Zusätzlich ist es wichtig, dass auch jüngere Menschen und Menschen mit häufigen Kontakte - wie Lehrer, Gesundheitspersonal oder Pflegekräfte - über eine Impfung nachdenken, um die Verbreitung des Virus in der Gemeinschaft zu minimieren und gefährdeten Gruppen zu schützen. Die Grippeimpfung ist ein entscheidender Schritt, um die Gesundheit aller zu wahren und die Belastung des Gesundheitssystems während der Wintersaison zu minimieren.