Technologie

Hanau: Bürgermeister verbietet Ortung von Kindern in Kitas

2024-11-22

Autor: Lara

Müssen Eltern immer genau wissen, wo ihre Kinder sind?

Diese Frage wird zunehmend diskutiert, insbesondere seit der Verkauf von GPS-Trackern für Kinder boomt. Diese Geräte, ob als Armbänder, Einlegesohlen oder intelligente Anhänger, ermöglichen es Eltern, den Aufenthaltsort ihrer Kinder in Echtzeit zu verfolgen. Auch Handys und Smartwatches werden häufig hierfür verwendet.

Bürgermeister Bieri verbietet Ortung in Kitas

Jedoch wird diese Praxis kritisch betrachtet, und jetzt hat Bürgermeister Maximilian Bieri von Hanau einen entscheidenden Schritt unternommen: Er hat die Ortung von Kindern in den städtischen Kitas verboten.

Bieri, ein 34-jähriger SPD-Politiker, erklärt, dass eine dauerhafte Ortung in privaten Situationen zwar nützlich erscheinen mag, in Kindertagesstätten jedoch als "überflüssig und sogar kontraproduktiv" betrachtet werden müsse. Er betont die Wichtigkeit von Eigenständigkeit und Selbstbestimmung für Kinder. „Jedes Kind hat das Recht, seine Umwelt frei zu erkunden, ohne ständige Überwachung“, sagt Bieri. Die Verwendung von GPS-Trackern könnte dieses Recht erheblich einschränken und ein Gefühl der ständigen Beobachtung hervorrufen.

Pädagogische Ansätze und Rückhalt

Die pädagogischen Ansätze der Kitas zielten darauf ab, Kinder in ihrer Eigenständigkeit zu fördern. Bieri ermutigt die Eltern, Vertrauen in die Fachkräfte zu haben, die für eine ausgewogene Betreuung zwischen Selbstständigkeit und notwendiger Begleitung sorgen.

Zusätzlich erhält Bieri Rückhalt vom Deutschen Kitaverband. Die Bundesvorsitzende Waltraud Weegmann bestätigte, dass Kitas Rückzugsorte für Kinder sein sollten, in denen diese ungestört wachsen können. Der Einsatz von überwachten Technologien widerspreche diesem Prinzip. Auch Weegmann appelliert an die Eltern, den Erziehern zu vertrauen.

Auswirkungen des Verbots und politische Debatte

Das Verbot betrifft etwa 30 städtische Kitas in Hanau, was die Hälfte der Einrichtungen vor Ort ausmacht. Bürgermeister Bieri hat außerdem ein Handyverbot an Schulen in Hanau gefordert und möchte eine Debatte über ein bundesweites Handyverbot an Schulen anstoßen.

Beim Bundeselternrat ist man mit Bieri auf einer Wellenlänge. Der Vorsitzende Dirk Heyartz fordert andere Träger von Kitas auf, ähnliche Verbote zu erlassen, um den Einsatz von GPS-Trackern zu regulieren. Die Verwendung dieser Tracker könnte gegen grundlegende Datenschutzrichtlinien verstoßen und müsse ohne persönliche Zustimmung der Kinder und ihrer Familien erfolgen.

Gesellschaftliche Diskussionen und Eltern Ängste

Die politischen und gesellschaftlichen Diskussionen über die Ortung von Kindern in Kitas wecken viele Emotionen. Einige Eltern glauben, dass sie ihre Kinder durch Tracking vor Entführungen oder anderen Gefahren schützen können. Doch Kritiker wie die Medienpädagogin Iren Schulz warnen, dass die Industrie mit solchen Produkten auf den Ängsten der Eltern Kapital schlägt.

Eltern sollten sich fragen: Bringt das Tracking wirklich mehr Sicherheit oder verursacht es nur zusätzliche Ängste?

Anpassung an Familiensituationen

Es ist wichtig zu betonen, dass das zugrunde liegende Konzept des Trackings an die jeweilige Familiensituation angepasst werden sollte. In bestimmten Übergangszeiten, wie beim ersten Spielen allein auf dem Spielplatz, könnte eine temporäre Nutzung von GPS-Technologie sinnvoll erscheinen. Allerdings spricht Schulz auch die Sicherheitsbedenken an: „Die Technologie ist nicht sicher genug, und die Daten könnten missbraucht werden.

Zukunft der Debatte über Kindesortung

Die Debatte über Kindesortung geht weit über Hanau hinaus, und es bleibt abzuwarten, wie sich diese Thematik in der Zukunft entwickeln wird.