Gesundheit

Herten: Fünf Jahre nach dem Corona-Ausbruch – Rückblick und Ausblick

2025-03-25

Autor: Luca

Die erschütternden Bilder aus Bergamo prägten die Erinnerungen von Dr. Arnd Giese, dem Chefarzt der Klinik Innere Medizin I im St. Elisabeth-Hospital in Herten. „Das war der Horror für uns“, erinnert er sich. In der Nacht vom 18. auf den 19. März 2020 transportierten Militärtransporter Leichen aus der Stadt, und Dr. Giese wurde klar, dass eine große Herausforderung bevorstand.

Bereits eine Woche zuvor hatte sich der Corona-Krisenstab des Hertener Krankenhauses mit dem Recklinghäuser Prosper-Hospital zusammengesetzt. Das führte zur Implementierung des ersten Lockdowns, einschließlich eines generellen Besuchsverbots in Krankenhäusern. „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie wir nach draußen gingen und die Tür zuschlossen“, sagt Klinik-Sprecher Hubert Claves. „Für uns war es unvorstellbar, dass wir Besuchern sagen mussten: Ihr dürft hier nicht hereinkommen.“

Die ersten Corona-Patienten in der Klinik waren oft Arbeiter, wie ein Paketbote, der, nach einem schweren Verlauf, die Krankheit überlebte, aber mehrere Wochen hospitalisiert werden musste. Dr. Horst Neubauer, Chefarzt der Klinik Innere Medizin II, betont, dass zuvor nur selten jüngere Menschen schwer erkrankt sind, jetzt allerdings oft junge Erwachsene mit kritischen Lungenzuständen auf die Intensivstation eingeliefert wurden.

Diese Situation erforderte schnelle Anpassungen, wie die Umwandlung eines OP-Aufwachraums in eine zusätzliche Intensivstation, um die steigende Zahl an Patienten zu behandeln.

In der ersten Zeit der Pandemie wuchs die Sorge um die eigene Gesundheit der Mediziner. „Wir kannten die Übertragungswege noch nicht und wussten nicht, ob wir uns trotz Schutzmaßnahmen anstecken konnten“, berichtet Dr. Giese.

Verschärft wurde die Versorgungslage durch den Mangel an Schutzmasken. „Im April 2020 hatten wir einen totalen Engpass“, so Giese. Doch die Hertener Bevölkerung half aktiv: Der DITIB Türkisch-Islamische Kultur-Verein spendete etwa 1800 Masken, die von engagierten Mitgliedern händisch genäht wurden, während ein Klinikmitarbeiter Masken mit einem 3D-Drucker fertigte.

Einmalige Solidarität zeigte sich auch bei der Ausstattung mit Schutzkleidung. Die Abfallentsorgungsgesellschaft AGR bot der Klinik Regen-Capes an, die sich als unkomplizierte Schutzkleidung umfunktionieren ließen.

Die Besuchsverbote während der Pandemie führten zu emotionalen Herausforderungen. Normalerweise können Angehörige sterbender Patienten diese begleiten, doch durch die Auflagen war ein Abschied oft nicht möglich, was die Mediziner stark belastete. „Diese Situationen sind mir nahegegangen“, reflektiert Dr. Neubauer. „Durch solche Maßnahmen ist sicherlich auch emotionaler Schaden entstanden.“

Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie zeigt sich Dr. Horst Neubauer optimistisch: „Die Herausforderungen haben uns zusammengeschweißt. Das gesamte Krankenhaus zog an einem Strang, von der Geschäftsführung bis zu den Mitarbeitenden in der Pflege und Reinigung. Im Nachhinein war das eine der besten Erfahrungen, die wir gemeinsam gemacht haben.“

Aber wie sieht die Zukunft aus? Experten warnen vor den langfristigen Folgen der Pandemie auf das Gesundheitssystem. Stärker denn je sind Präventionsmaßnahmen und mentale Gesundheit in den Fokus gerückt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lehren aus dieser Krise auf zukünftige Gesundheitsstrategien auswirken werden.