Gesundheit

Herzinsuffizienz: Wenn das Herz versteift – Med Uni Graz erforscht Nicotinamid als mögliche Behandlungsoption

2025-04-03

Autor: Emma

Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) ist eine ernsthafte Erkrankung, die in Österreich etwa 300.000 Menschen betrifft. Besonders betroffen sind Menschen über 65 Jahre, wobei jeder Fünfte ein erhöhtes Risiko hat, HFpEF zu entwickeln. Die Ursachen sind häufig mit Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas, Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck verbunden. Diese Erkrankung führt zu einem schrittweisen Verlust an Kraft und Elastizität des Herzmuskels, was die Fähigkeit des Herzens einschränkt, sich mit Blut zu füllen.

An der Med Uni Graz, unter der Leitung von Simon Sedej und Mahmoud Abdellatif aus der Klinischen Abteilung für Kardiologie, wird intensiv an neuen Behandlungsoptionen geforscht. Eine kürzlich veröffentlichte Studie im „European Heart Journal“ beleuchtet die vielversprechenden Ergebnisse einer Nicotinamid-Therapie bei HFpEF.

Die Herausforderung von HFpEF

Die Behandlung von HFpEF stellt eine große Herausforderung dar, da es nur wenige wirksame Therapieansätze gibt. Frühere Studien haben gezeigt, dass niedrige Spiegel von Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD+) mit der Erkrankung in Verbindung stehen und dass die Gabe von Nicotinamid, einem NAD+-Vorlaufstoff, in Tierexperimenten positive Effekte gezeigt hat.

Neuartige Forschungsergebnisse

Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Aktivierung der Autophagie, ein zellulärer Reinigungsprozess, entscheidend für die Wirksamkeit von Nicotinamid bei HFpEF ist. Überraschenderweise wirkt Nicotinamid nicht über die Protein-Deacetylierung, sondern aktiviert den Insulin/IGF-1-Signalweg, der als hemmend für die Autophagie im Herzen gilt. Diese bedeutende Entdeckung zeigt, wie wichtig die Med Uni Graz in der internationalen Forschung zu diesem Thema ist.

In der NETDiamond-Studie wurde das therapeutische Potential von Nicotinamid bei HFpEF-Patient*innen näher untersucht. Dabei stellte man fest, dass Patient*innen mit einer höheren Methyl-Nicotinamid/Nicotinamid-Ratio ein signifikant höheres Risiko für negative Krankheitsverläufe hatten – einschließlich Herzversagen und Krankenhausaufenthalten.

Die Ergebnisse der Studie untermauern das Potenzial der Autophagie-Stimulierung durch die Hemmung übermäßiger Nährstoffsignale bei HFpEF. Diese Mechanismen könnten mit denen von SGLT2-Inhibitoren übereinstimmen, einem der ersten evidenzbasierten Therapieansätze für HFpEF. Es sind jedoch weitere klinische Studien erforderlich, um zu klären, ob Nicotinamid eine wirksame Behandlungsoption für HFpEF-Patient*innen darstellt.

Die Forschung an Herzinsuffizienz bleibt ein zentrales Thema in der Kardiologie, und die Med Uni Graz führt an vorderster Front, um neue Hoffnung für Betroffene zu bringen.