Intel: Der dramatische Niedergang der einmaligen Weltmarke und was nun kommt
2024-12-03
Autor: Laura
Der US-Chip-Gigant Intel sollte heutzutage eigentlich gedeihen, denn die Halbleiterbranche boomt. Technologien wie Künstliche Intelligenz, Automatisierung und Cloud-Services haben Wettbewerber wie Nvidia, AMD und TSMC auf die Überholspur gebracht, während Intel ins Straucheln gerät. Besonders alarmierend ist der Rücktritt von CEO Pat Gelsinger, der erst seit drei Jahren an der Spitze steht. Die Frage, die sich hier stellt: Wie konnte Intel, einst unangefochtener Marktführer, in die Bedeutungslosigkeit abdriften?
Verpasste Chancen und technologische Rückschläge
Der Niedergang von Intel begann mit der verpassten Chance im Mobile-Chip-Markt. Als Apple 2007 das iPhone einführte, wurde Intel von Steve Jobs angefragt, die iPhones mit ihren Chips auszustatten. Jobs verwies den Deal jedoch zurück, da Intel als "zu langsam" galt. Diese Entscheidung markierte den Beginn einer Kette von verpassten Möglichkeiten, die Intel letztlich den Anschluss an den entscheidenden Markt kosteten. Stattdessen bestätigte Apple seine Unabhängigkeit von Intel, entwickelte eigene Chips und gewann den Markt.
Die Ignorierung innovativer Technologien wie der Extreme Ultraviolet Lithography (EUV) führte dazu, dass Wettbewerber effizienter produzieren konnten. Gelsinger räumte kürzlich ein, dass Intel in den letzten zehn Jahren nicht ausreichend investiert habe. Er versprach, bis 2026 auf den Stand der Konkurrenz aufzuholen – jedoch bleibt abzuwarten, ob das tatsächlich so sein wird.
Der Schatten der Sicherheitsvorfälle
Technische Pannen trugen auch wesentlich zum Vertrauensverlust bei. Im Jahr 2023 kam die schwerwiegende Sicherheitslücke "Downfall" ans Licht, die es Angreifern ermöglichte, sensible Daten wie Passwörter abzugreifen. Der Patch, den Intel zur Behebung des Problems bereitstellte, führte unter Umständen zu Leistungsrückgängen von bis zu 50 %. Infolgedessen sah sich Intel mit Gerichtsverfahren konfrontiert, da Kläger behaupteten, das Unternehmen habe lange Zeit von dieser Schwachstelle gewusst.
Strategien und Hindernisse
Gelsinger entwickelte eine strategische Neuausrichtung, die es Intel ermöglichen sollte, auch Chips für andere Unternehmen zu produzieren. Gespräche mit Sony zur Unterstützung bei der Playstation scheiterten jedoch offenbar an Preisfragen. Diese gescheiterten Allianzen verstärkten das Gefühl, dass Intel hinter den Erwartungen zurückblieb.
Die Konkurrenz hat Intel im Bereich der leistungsstarken Grafikkarten überholt – ein Bereich, dem Intel lange Zeit nicht die nötige Aufmerksamkeit widmete. Nachdem Intel Ende 2022 versuchte, mit eigenen ARC-GPUs zurückzukehren, war es bereits zu spät, da Nvidia bereits den Markt dominierte. Laut neuesten Berichten hat der Marktanteil von Intel-Grafikkarten nun Null Prozent.
Die Rolle der Regierung und der Blick in die Zukunft
Trotz massiver Unterstützung der US-Administration, die Intel als "American Chip Champion" bezeichnete und eine Finanzierung von fast 8 Milliarden Dollar versprach, scheint die Wende alles andere als sicher. Die neue Doppelspitze aus David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus hat die Aufgabe, das Ruder herumzureißen. Geplante Stilllegungen in den Fabriken in Polen und Deutschland sowie das Abbau von 15 % der Belegschaft zeigen das Fehlen eines klaren Wegs zurück zum Erfolg.
Ein Hoffnungsschimmer könnte jedoch das Foundry-Geschäft darstellen, das bald anlaufen soll, mit prominenten Kunden wie Amazon. Microsoft plant ebenfalls, Chips in Intel-Fabriken zu produzieren. Diese Kooperationen könnten Intel eventuell die dringend benötigte Stabilität zurückbringen, jedoch bleibt der Erfolg in einer sich rasant verändernden Branche fraglich.
Könnte 2027 der Wendepunkt für Intel sein? Ob der Konzern wieder zu alter Stärke zurückfindet, bleibt abzuwarten, während die Branche um ihn herum ständig innovativ bleibt. Die Geschichte von Intel ist längst nicht zu Ende – aber kann der einstige Riese den Rückhalt der Branche nutzen, um in eine neue Ära der Innovation einzutreten?