Interview mit Urs Kessler: Die Zukunft der Jungfraubahnen im turbulenten Tourismusmarkt
2025-04-20
Autor: Nina
Urs Kessler, der CEO der Jungfraubahnen, ist ein Mann mit Visionen und einem beeindruckenden Arbeitsethos. Er gibt an, dass er nicht nur 900 seiner über 1000 Mitarbeiter kennt, sondern auch selbst bis zu 70 Stunden pro Woche arbeitet. Allerdings verlangt er von seinen Angestellten viel: Homeoffice ist auf einen Tag pro Woche beschränkt, und die Gondeln der großen Eiger Express Bahn müssen nachts gewartet werden, damit sie das ganze Jahr über in Betrieb sind.
Trotz der massiven Kritik an seinen Infrastrukturprojekten im Berner Oberland liefert Kessler eine beeindruckende Erfolgsbilanz. Während andere Bergbahnen um ihr Überleben kämpfen, erfreuen sich die Jungfraubahnen voller prosperierender Zahlen.
US-Touristen: Alle Augen auf die Zukunft!
Die US-amerikanischen Touristen sind für den Schweizer Tourismus zunehmend wichtig – bleibt das so? Kessler warnt vor den unberechenbaren politischen Entscheidungen der US-Regierung, die dem Tourismussektor schaden könnten. Er nüchtert ein: "Das Vertrauen zwischen den Nationen wird durch die Zollpolitik belastet."
Die asiatischen Gäste: Eine strategische Entscheidung
Kessler erkennt frühzeitig die Bedeutung asiatischer Touristen. "Ich wollte notfalls dorthin, wo das zukünftige Wachstum liegt. Mein erstes Erlebnis in Asien zeigte mir, dass das Jungfraujoch kaum bekannt war, während andere Berge einen hohen Bekanntheitsgrad genossen. Das motivierte mich, die Marke 'Jungfrau – Top of Europe' zu kreieren," erklärt Kessler.
Hinzu kommt, dass der indische Tourismus in den kommenden Jahren boomen wird. Diese touristische Goldgrube, gepaart mit indischen Köchen im Restaurant "Bollywood", zieht eine große Anzahl Besucher an.
Luxus und Gruppentourismus nach der Pandemie
Gerade auf dem Jungfraujoch, in 3463 Metern Höhe, werden nach wie vor Luxusartikel verkauft – und das, obwohl viele dachten, der Gruppentourismus sei tot. Kessler sieht die Zahlen: Das Aufkommen von Gruppen liegt 2024 fast auf dem gleichen Niveau wie 2019, dem Rekordjahr.
Ökonomischer Vorteil für die Region
Trotz aller Kritik an der Schaffung von Übertourismus verweist Kessler auf die positiven wirtschaftlichen Effekte. 500 Menschen hatten vor 15 Jahren einen Arbeitsplatz bei den Jungfraubahnen, heute sind es über 1000. Mit jährlich 20 Millionen Franken Steuern wird die Region residuell unterstützt, inklusive der Immobilienpreise, die stark angestiegen sind.
Tourismus steuern und die Herausforderungen der Regulierungen
Kessler betont die Herausforderung, den Tourismus in geordnete Bahnen zu lenken. Um Überfüllung an besonders geschäftigen Wochenenden zu vermeiden, wird ab sofort eine Reservierung für die Fahrt zum Jungfraujoch Pflicht.
Zukunftsprojekte und regulatorische Hürden
Mit einem neuen großen Infrastrukturprojekt im Gefolge der laufenden Firstbahn-Erneuerung plant Kessler, immer mehrere Projekte zugleich voranzutreiben. Die Herausforderungen der heutigen Regulierungen erfordern schnelles Handeln, doch sie führen oft zu Verzögerungen.
Kritik an Airbnb und der Weg nach vorne
Im Kontext der Diskussion um den Massentourismus spricht Kessler auch die Airbnb-Plattform an und fordert eine bessere Qualität in der Tourismusunterkunft. Eine Regulierung wie die 90-Tage-Regel in Luzern könnte sinnvoll sein, um die Standards zu sichern.
Ein Ausblick auf Kesslers Zukunft
Und was kommt nach der Jungfrau für Kessler? Der leidenschaftliche Eishockeyfan hat bereits Pläne für die Übernahme des Präsidentschafts von Swiss Ice Hockey und zeigt eine klare Absicht, aktiv in der Branche zu bleiben. Edle Visionen, gepaart mit unternehmerischem Mut – Urs Kessler bleibt einflussreich in der Tourismuswelt!