
Kein Backup, kein Bitcoin: Die Gefahren der Eigenverwahrung von Kryptowährungen
2025-04-06
Autor: Simon
In einer Zeit, in der Naturkatastrophen wie Waldbrände in Kalifornien und Raketenangriffe in Israel mehr denn je Medienaufmerksamkeit erhalten, erkennen immer mehr Bitcoin-Besitzer:innen die Bedeutung physischer Sicherheit. Ein simples Stück Papier in einem Safe ist dabei keine Garantie für den Schutz wertvoller Krypto-Vermögenswerte.
In der Krypto-Community wird die Eigenverwahrung (Self-Custody) von Bitcoin und anderen Kryptowährungen oft als sicherer Weg dargestellt, um sich vor Hackern, Insolvenzen und regulatorischen Maßnahmen zu schützen. Doch es gibt erhebliche Risiken, die viele Nutzer:innen unterschätzen.
Ein Beispiel aus Los Angeles zeigt, wie schnell es zum Totalverlust kommen kann: Eine 70-jährige Frau verlor ihre gesamte Ersparnis, als , eine Hardware-Wallet in einem Feuer zerstört wurde, zusammen mit der einzigen Seed-Phrase, die in einem Safe aufbewahrt war. Ohne Backup war der Zugriff auf ihre Bitcoins für immer verloren.
Immer wieder tauchen in sozialen Medien Berichte über zerstörte Speicherorte und verlorene Schlüsseldaten auf, insbesondere nach Naturkatastrophen. Diese Fälle verdeutlichen, dass Bitcoin-Sicherheit über technologische Maßnahmen hinausgeht und auch physische Maßnahmen umfasst.
Nick Neuman, CEO des Eigenverwahrungsdienstes Casa in Colorado, warnt: "Die meisten Menschen sichern ihre Bitcoin nur mit einem einzigen privaten Schlüssel. Wenn dieser Schlüssel verloren geht, ist ihr Vermögen weg."
Nutzer:innen verlassen sich häufig auf papierbasierte Seed-Phrasen oder gravierte Metallplatten zur Sicherung, doch beides kann im Brandfall unlesbar werden. Selbst feuerfeste Materialien bieten nur begrenzten Schutz, und die wirklich unzerstörbaren Optionen existieren nicht, wenn man die Möglichkeit von Verlust bei Naturverletzungen berücksichtigt.
Casa bietet Multi-Signatur-Wallets (Multisig) an, um das Risiko zu minimieren. Hierbei werden mehrere Schlüssel an verschiedenen Orten verwahrt, was bedeutet, dass selbst wenn ein Ort verloren geht, immer noch Zugang zu den Coins möglich ist. John Haar von Swan Bitcoin betont: "Nur wenn alle Geräte und alle Seed-Phrasen gleichzeitig zerstört werden, ist alles weg. Ansonsten kann immer mindestens ein Zugang wiederhergestellt werden."
Ein besonders trauriges Beispiel ist der Fall von James Howells aus dem Vereinigten Königreich, der 2013 versehentlich eine Festplatte mit 8.000 Bitcoin wegwarf, was heute mehrere Hundert Millionen Euro wert wäre. Howells kämpft seitdem darum, die Stadtverwaltung von Newport zu überzeugen, dass er auf der Deponie nach seiner verlorenen Festplatte suchen darf, jedoch bislang ohne Erfolg.
Ein weiterer Risikofaktor, der oft vernachlässigt wird, ist der plötzliche Tod der Eigentümer:innen. Eigenverwahrte Wallets verfügen nicht über automatische Erbregelungen. Im Gegensatz dazu verlangt ein Dienst wie Coinbase ein Nachlassverfahren, um den Zugang zu hinterlassenen Kryptowährungen zu gewährleisten.
Im Februar wurde von Block aus San Francisco die Lösung „Bitkey“ vorgestellt, die sowohl die Multisig-Funktionalität als auch ein Erbe-Feature bietet. In Anbetracht der Milliardenwerte, die in Krypto versteckt sind, könnte ohne entsprechende Regelungen ein tragischer Verlust im Todesfall drohen.
Es wird klar, dass Eigenverwahrung nicht einfach eine Frage der Bequemlichkeit ist; sie erfordert auch Planung und Verantwortung. Nick Neuman hebt hervor: "Viele handeln erst, wenn es zu spät ist. Doch dann ist das Kind oft schon in den Brunnen gefallen."
Um die eigenen Bitcoin effektiv zu schützen, reicht es nicht aus, einfach nur zu sparen – es ist unerlässlich, eine umfassende Sicherheitsstrategie zu entwickeln und alle Eventualitäten zu berücksichtigen.