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Krankmeldungen: Detektiv macht Geschäfte seines Lebens

2024-12-31

Autor: Simon

Krank in Deutschland: Ein altes Problem mit neuen Dimensionen

Deutsche Unternehmen sehen sich zunehmend mit Alarmzeichen hinsichtlich hoher Krankheitsstände konfrontiert, was der Wirtschaft schwer zusetzt.

So hat der Privatdetektiv Marcus Lentz verzeichnet, dass sein Geschäft boomt; er erhält inzwischen doppelt so viele Anfragen von Firmen, die Krankmeldungen überprüfen lassen wollen. Dies spiegelt das wachsende Bedürfnis wider, gegen mögliche Missbräuche vorzugehen.

Das Beispiel von Tesla, das in der Industrie für besonders strenge Arbeitsbedingungen bekannt ist, ist alarmierend: Im Sommer 2022 meldeten sich 17 Prozent der Mitarbeiter in der deutschen Fabrik gleichzeitig krank. In einem unkonventionellen Schritt besuchten Manager Teammitglieder direkt zu Hause, um den Grund für die Krankmeldungen zu ermitteln.

Doch nicht nur Tesla ist von diesem Trend betroffen. Eine Vielzahl von Unternehmen, teils aus Branchen wie der Automobilindustrie und der Düngemittelproduktion, schlagen Alarm, da die Fehlzeiten entscheidend zur Schwächung ihrer Produktivität beitragen.

„Unternehmen wollen das nicht länger hinnehmen“, sagt Lentz gegenüber AFP. Aktuell hat er bis zu 1200 Anfragen pro Jahr, was im Vergleich zu vor einigen Jahren eine Verdopplung darstellt. Ein Mitarbeiter, der 30, 40 oder mehr Krankentage im Jahr hat, wird für Arbeitgeber allmählich wirtschaftlich untragbar.

Ein besorgniserregender Trend

Die Situation ist denkbar kritisch: So nahm die durchschnittliche Anzahl an Krankheitstagen deutscher Arbeitnehmer im Jahr 2023 auf 15,1 Tage zu – verglichen mit 11,1 Tagen im Jahr 2021, wie das nationale Statistikamt Destatis berichtete. Besonders alarmierend ist, dass im gleichen Jahr deutsche Beschäftigte durchschnittlich 6,8 Prozent ihrer Arbeitszeit aufgrund von Krankheit ausfielen, was einen klaren Anstieg gegenüber anderen europäischen Ländern darstellt.

„Die Fehlzeiten in Deutschland sind manchmal doppelt so hoch wie in anderen europäischen Ländern“, kritisiert Ola Källenius, CEO von Mercedes-Benz. Diese Situation zeigt sich als ernstzunehmende Herausforderung für die deutsche Wirtschaft – insbesondere vor dem Hintergrund der Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg zusätzlich verschärft wurde.

Krankmeldungen trotz Arbeit?

Ein besorgniserregender Aspekt, der in der Diskussion oft übersehen wird, ist, dass viele Mitarbeiter ihre Krankmeldungen nutzen, um heimlich nebenbei zu arbeiten. Lentz berichtet von Fällen, in denen Mitarbeiter während ihrer Krankschreibung in Geschäften oder auf Baustellen aktiv sind. In einigen Fällen wird die Zeit sogar für persönliche Projekte wie Renovierungsarbeiten an Immobilien genutzt.

Mehr als nur Missbrauch?

Trotz des Missbrauchs durch einige, warnt das WSI-Institut der Hans-Böckler-Stiftung eindringlich davor, den Anstieg der Krankmeldungen ausschließlich auf Betrug zurückzuführen. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Leiterin am WSI, hebt hervor, dass auch gesundheitliche Faktoren wie ansteigende Atemwegserkrankungen, Stress am Arbeitsplatz und das schwindende Vertrauen in die sozialen Sicherungssysteme eine Rolle spielen.

Die demografische Entwicklung ist ebenfalls kritisch: Eine wachsende Anzahl von Arbeitnehmern über 55 steigert die Wahrscheinlichkeit längerer Krankheitsausfälle. All dies hat unbestreitbare Auswirkungen auf die Produktivität und Wirtschaftskraft Deutschlands. Experten fordern daher einen differenzierten Blick auf die Ursachen und eine nachhaltige Lösung für diese Herausforderung.