Die schwedische Rockband Ghost setzt ein klares Zeichen: Ihre Konzerte sind ab sofort handyfrei! Am 3. Mai im Zürcher Hallenstadion erleben die Fans eine "phone free show". Das bedeutet, dass alle Handys beim Eintritt in spezielle Taschen verstaut werden müssen, die von der US-Firma Yondr zur Verfügung gestellt werden. Diese Taschen können nur in ausgewiesenen Handy-Zonen geöffnet werden – ein cleverer Schachzug, um das nervige Abfilmen und die ständige Ablenkung zu vermeiden.

Ghosts Frontmann Tobias Forge ist überzeugt, dass das Verbot eine intensivere Verbindung zwischen Band und Publikum schafft: "Ich habe noch nie ein Publikum gesehen, das so stark mit der Band interagiert hat wie an diesen Abenden."

Philipp Musshafen, Chef des Hallenstadions, ergänzt, dass solch strenge Regeln selten seien. Der letzte Vorfall dieser Art fand 2019 beim Konzert der US-Rockband Tool statt, allerdings ohne Yondr-Taschen.

Aber Ghost ist nicht die einzige Band, die sich gegen Handys auf der Bühne ausspricht. Der australische Musiker Nick Cave rief seinem Zürcher Publikum zu, die Handys beiseite zulegen, um das gemeinsame Erlebnis zu intensivieren. Auch die britische Band Placebo hat in der Vergangenheit schon Handys vom Publikum ferngehalten und damit die Bühne verlassen. Selbst Comedians wie Dave Chappelle setzen nun auf handyfreie Shows. Chappelle betont, dass dies die Interaktion mit dem Publikum verbessert.

Wohin steuert die Live-Musik? Ist dies der Beginn eines neuen Trends? Musshafen denkt nicht, dass es sich um einen durchschlagenden Trend handelt, bestätigt jedoch, dass immer mehr Künstler das Publikum auffordern, Handys während des Konzerts wegzulegen.

Andererseits gibt es Künstler, die Handys in ihre Auftritte integrieren oder sogar die Nutzung fördern, um mit dem Publikum auf sozialen Medien zu interagieren. Der Veranstalter Takk AB Entertainment, der im kommenden Jahr Konzerte mit großen Namen wie Kylie Minogue und Lenny Kravitz plant, berichtet, dass er noch nie eine Anfrage für ein Handyverbot erhalten hat.

Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass handyfreie Konzerte in anderen Ländern – wie in den Niederlanden – bereits populär werden. Co-Gründer von Off the Radar, einem niederländischen Veranstalter, erklärt, viele junge Menschen wünschten sich, ohne Handy feiern zu können, um in einer sicheren Umgebung authentisch sein zu können, ohne Angst, am nächsten Tag in sozialen Medien bloßgestellt zu werden.

In einer Welt, in der Smartphones omnipräsent und teilweise sogar süchtig machend sind, bleibt abzuwarten, ob mehr Künstler diesem Beispiel folgen werden. Werden bald alle Konzerte handyfrei sein? Eins ist sicher: Die Diskussion um den Handygebrauch bei Live-Events ist längst nicht vorbei!