Die schwedische Rockband Ghost wird bei ihrem Konzert am 3. Mai im Zürcher Hallenstadion eine rigorose Regel für ihre Fans einführen: ein "phone free show". Diese Maßnahme sorgt nicht nur für Aufregung unter den Besuchern, sondern ist auch Teil eines wachsenden Trends in der Musikszene, der das Erlebnis von Live-Auftritten grundlegend verändern könnte.

Fans müssen ihre Handys beim Betreten des Veranstaltungsorts in spezielle Taschen stecken, die von der US-Firma Yondr bereitgestellt werden. Diese Taschen können nur in festgelegten Handy-Zonen geöffnet werden und bieten so einen starken Anreiz, sich auf die Musik und die Performance zu konzentrieren, ohne Ablenkung durch Bildschirme. Für die Schweizer Fans ist dies das erste Mal, dass diese innovative Methode zum Einsatz kommt.

Der scharfe Kurs von Ghost wird von der Band selbst vehement unterstützt. Frontmann Tobias Forge führte das Verbot auf persönliche Erfahrungen zurück und erklärte, dass er noch nie ein Publikum gesehen habe, das so intensiv mit der Band interagierte, wie in handyfreien Konzerten. Dies könnte einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise darstellen, wie Kunst und Publikum interagieren.

Aber Ghost ist nicht die einzige Gruppe, die diesen Weg geht. Auch andere Künstler wie Nick Cave und die britische Band Placebo haben ähnliche Maßnahmen ergriffen und ihre Zuschauer dazu aufgefordert, ihre Handys während der Aufführungen in der Tasche zu lassen. Comedians, darunter der berühmte Dave Chappelle, nutzen ebenfalls Yondr-Systeme, um eine ungestörte Atmosphäre zu schaffen.

Der Geschäftsführer des Hallenstadions, Philipp Musshafen, sieht strenge Regelungen wie diese als selten an, erkennt jedoch den wachsenden Bedarf an. Es ist zu erwarten, dass einige Fans am Konzertabend über die neuen Bestimmungen hinwegsehen werden, was zu Fragen und Missverständnissen führen könnte. Dem Hallenstadion ist eine reibungslose Durchführung des Events ein großes Anliegen, und sie stehen in engem Kontakt mit dem Veranstalter, um mögliche Probleme im Vorfeld zu klären.

Dennoch könnte dieses Konzept nicht in allen Musikgenres oder mit allen Künstlern Anklang finden. Während einige Musiker die Handyverwendung im Publikum ablehnen, scheinen andere Künstler, wie die Pop-Größen Kylie Minogue und Ed Sheeran, keine Bedenken zu haben. CEO Sebastien Vuignier von Takk AB Entertainment berichtet, dass sie noch nie eine Anfrage für ein Handyverbot erhalten haben und auch keine entsprechenden Veranstaltungen planen.

Eine interessante Beobachtung ist, dass einige Künstler sogar die Nutzung von Handys in ihre Shows integrieren, um das Publikum zu animieren, die Auftritte über die sozialen Medien zu teilen. Das könnte darauf hindeuten, dass die Art und Weise, wie Konzerte heutzutage wahrgenommen werden, in einem ständigen Wandel begriffen ist.

Handyfreie Konzerte sind in der Schweiz jedoch nach wie vor eine Rarität. Der niederländische Veranstalter Off the Radar hat in diesem Jahr mehrere ähnliche Veranstaltungen organisiert und berichtet, dass viele jüngere Menschen nach einer ungestörten Feier in einem sicheren Umfeld streben, ohne die Sorge, am nächsten Tag in den sozialen Medien aufzufallen. Sie argumentieren, dass die Smartphone-Nutzung oft zu einer Sucht führen kann, was die individuelle Kontrolle über die Erlebnisse während eines Konzerts einschränkt.

Die Entwicklung wird mit Spannung verfolgt, und es bleibt abzuwarten, ob weitere Künstler und Veranstalter diesem Beispiel folgen werden. Es könnte die nächste Revolution bei Live-Auftritten auslösen: Die Rückkehr zu einem authentischeren und unverfälschten Erleben von Musik!