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Kursk-Konflikt: Russland muss sich auf die Zivilgesellschaft verlassen

2024-10-10

Autor: Lara

Die Lage in der Region Kursk hat sich in den letzten Monaten dramatisch verschärft. Rund 130.000 Menschen wurden seit Mitte August aus der Region evakuiert, während die Kämpfe anhalten. Es gibt kaum offizielle Informationen über die Situation der Geflüchteten, was darauf hindeutet, dass die russischen Behörden überfordert sind.

Ein besorgniserregendes Zeichen dafür ist, dass staatliche Medien die betroffenen Menschen auffordern, sich an zivilgesellschaftliche Hilfsorganisationen zu wenden. Dies ist ein bemerkenswerter Schritt, da der Kreml in den letzten Jahren verstärkt versucht hat, die Zivilgesellschaft im Land zu unterdrücken. Trotz dieser repressiven Maßnahmen zeigt sich nun, dass der Staat auf deren Unterstützung angewiesen ist.

Kira Abramenko von der Hilfsorganisation „Haus mit dem Leuchtturm“ berichtet, dass sie rund 180 Familien aus Kursk unterstützt haben. „Die erste Frage ist: Wo können diese Menschen wohnen?“, sagt sie. Neben der Bereitstellung von Unterkunft helfen sie bei der Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und der Suche nach Arbeitsplätzen und Schulen für die Kinder. Erfahrungsgemäß dauern solche Krisen oft länger als erwartet.

Abramenko betont die Notwendigkeit solcher Organisationen in Russland, da die staatliche Hilfe oft unzureichend ist. Obwohl die Behörden Notunterkünfte und Hilfsprogramme anbieten, seien die anfänglichen Unterstützungszahlungen für die Betroffenen viel zu niedrig gewesen. „Diejenigen, die alles verloren haben, verdienen mehr“, sagt sie.

Obwohl die Zahlungen später angehoben wurden, bestehen die grundlegenden Probleme weiterhin. Das Hilfswerk hat sich im Umgang mit staatlichen Stellen arrangiert und bestätigt, dass die Behörden ihre Arbeit nicht aktiv behindern.

Im Gegensatz dazu hat Swetlana Gannuschkina, die seit Jahrzehnten Migranten und Geflüchteten mit ihrem Hilfswerk „Bürgerunterstützung“ hilft, erheblich größere Schwierigkeiten. Ihre Organisation steht auf der Liste „ausländischer Agenten“, was sie in ihren Aktivitäten stark einschränkt. „Wir müssen massive bürokratische Hürden überwinden und ständig über unsere Tätigkeiten berichten“, so Gannuschkina. Ihre Organisation darf kaum öffentlich kommunizieren, was die Unterstützung der Geflüchteten erheblich erschwert.

Die Ironie der Situation ist nicht zu übersehen: Der Staat, der für die entstandenen Probleme verantwortlich ist, ist nun auf die Hilfe der Zivilgesellschaft angewiesen. „Die Regierung versucht, ihre eigene Zivilgesellschaft mit loyalen Organisationen zu schaffen. Aber das wird nicht funktionieren“, so Gannuschkina.

Die aktuelle Situation in Kursk ist ein eindringlicher Appell an die Regierung, die reale Situation der Zivilgesellschaft ernst zu nehmen. Die Herausforderungen, vor denen die Menschen in der Region stehen, sind nicht die Folge von isolierten Ereignissen, sondern Teil eines umfassenderen Problems. In diesen schwierigen Zeiten erkennt die Zivilgesellschaft zunehmend ihre Bedeutung und ihren Wert als Unterstützung für die vom Krieg betroffenen Menschen.