Wissenschaft

Marianeninseln: Künstliche Intelligenz entschlüsselt die geheimnisvollen Geräusche der Meere

2024-09-23

Geräusche, die wie aus einem Technoklub klingen, wurden vor über zehn Jahren in der tiefen Insellage der Marianeninseln nahe dem Marianengraben aufgezeichnet. Seither werden diese mysteriösen Klänge als 'Biotwang' bezeichnet, und Wissenschaftler rätseln: Wer steckt hinter diesen Geräuschen? Sollte es sich um unter Wasser kommunizierende Wale handeln? Doch der Beweis blieb lange Zeit aus.

Im Rahmen ihrer Forschung haben Teams im Jahr 2018 und 2021 die Tierwelt der Marianeninseln untersucht und eine Vielzahl an Klangaufzeichnungen mit Sonobojen erstellt. Dies führte zu einem beeindruckenden und umfangreichen Datensatz, den die Wissenschaftler nun entschlüsseln wollten. Hierbei kam eine fortschrittliche künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz, die ein Open-Source-Klassifizierungsmodell zur Analyse der Vokalisierung von Meeressäugetieren nutzt.

Diese KI ermöglichte eine schnellere und präzisere Auswertung der Daten, was zu einem bahnbrechenden Ergebnis führte: Im Jahr 2018 identifizierte das Team unter 13 Sichtungen großer Wale zehn Brydewale, darunter mehrere Mutter-Kalb-Paare. Bei neun dieser bestätigten Sichtungen wurden die 'Biotwangs'-Geräusche von Sonobojen aufgezeichnet. Dies stellt für die Forscher einen klaren Beweis dafür dar, dass die geheimnisvollen Klänge tatsächlich von Brydewalen stammen.

Die Nahrungsaufnahme der Brydewale könnte jedoch durch verschiedene Einflussfaktoren erschwert werden. Diese Wale kommen in tropischen und gemäßigten Gewässern weltweit vor, während ihre Populationsstruktur und Migrationsmuster noch weitgehend im Dunkeln liegen. Forscher vermuten saisonale Schwankungen, die von Jahr zu Jahr variieren und die Wanderungen der Wale beeinflussen könnten. Im Zuge der Erderwärmung könnte sich die Nahrungssuche der Wale erheblich verändern, was möglicherweise verheerende Folgen für ihre Gesundheit und Population haben könnte.

Ein besonders faszinierender Aspekt der Studie ist die Hypothese, dass die 'Biotwangs' spezifische Rufe einer Population von Brydewalen im westlichen Nordpazifik sein könnten. Es ist bereits bekannt, dass sich Walgesänge regional unterscheiden, jedoch gibt es bislang nur wenig Informationen über die akustischen Merkmale von Brydewalen in dieser Region. Ob die Wale tatsächlich einen eigenen Dialekt verwenden, bleibt jedoch noch unklar und erfordert weitere Studien.

Die Forschungsarbeit, bei der auch Google als Partner involviert war, entwickelte sich zu einem viel beachteten Projekt in der Meeresforschung. Zwei der Autoren waren zum Zeitpunkt der Studie bei Google beschäftigt, was zur raschen Entwicklung der KI-Technologie beigetragen hat. Die Ergebnisse dieser faszinierenden Studie wurden kürzlich in der angesehenen Fachzeitschrift 'Frontiers in Marine Science' veröffentlicht — eine Entdeckung, die möglicherweise unser Verständnis von Walen und ihrer Kommunikation revolutionieren könnte!