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Maya-Hochkultur: Verhalfen Fischfallen ihnen zur Macht?

2024-12-28

Autor: Simon

Die beeindruckende Macht der Maya könnte auf einem überraschenden Geheimnis basieren: Fisch. Laut einem Forschungsteam, das im Fachjournal 'Science Advances' veröffentlicht hat, könnte ein ausgeklügeltes System von Fischfang-Kanälen im heutigen Belize maßgeblich zum Aufstieg dieser faszinierenden Zivilisation beigetragen haben. Dieses weitreichende Netzwerk befand sich in einem artenreichen Feuchtgebiet und könnte eine immense Nahrungsquelle bereitgestellt haben, die zur Entwicklung einer komplexen Gesellschaft führte.

Das Crooked Tree Wildlife Sanctuary

Das Crooked Tree Wildlife Sanctuary (CTWS) in Belize ist ein faszinierendes Naturschutzgebiet, das von Flachwasserzonen, Wasserläufen und Sumpf geprägt ist. Archäologische Untersuchungen haben dort Hinweise auf eine fast 10.000 Jahre währende Besiedlung ergeben, was die Tiefe der Maya-Geschichte unterstreicht. Historische Städte wie Cuello, Lamanai und Cahal Pech spielten über Jahrhunderte hinweg eine zentrale Rolle in der Maya-Kultur.

Moderne Technologien in der Forschung

Die neuesten Forschungen, angeführt von der Wissenschaftlerin Eleanor Harrison-Buck von der University of New Hampshire, nutzten moderne Technologien wie Drohnen und Satellitenbilder, um versteckte Strukturen zu erforschen. Dabei entdeckten sie ein weitläufiges Netz von Hunderten von Erdkanälen, die oft mit benachbarten Teichen kombiniert waren. Im Durchschnitt maß jedes dieser Kanäle etwa 600 Meter in der Länge und 15 bis 20 Meter in der Breite. Bei Testgrabungen konnten drei der Kanäle untersucht und mithilfe der Radiokarbonmethode datiert werden.

Die Nutzung der Kanäle durch die Maya

Die Daten deuten darauf hin, dass frühe Jäger-Sammler-Fischer-Gemeinschaften dieses System erfunden haben, das später von den Maya übernommen wurde. Vermutlich nutzten die Maya die Kanäle, um die Bewegungen von Fischen und anderen Wassertieren, wie Schildkröten, in die Teiche zu lenken, wo sie sich leichter fangen ließen. Diese Methode wurde durch die saisonalen Schwankungen der Wasserstände in der Region unterstützt.

Einfluss von Klimaveränderungen

Die Sedimentproben aus den drei Kanälen zeigen auch, dass es um etwa 2200 v. Chr. zu einer jahrhundertelangen Dürre kam. In dieser Zeit könnte sich der Schwerpunkt der Nahrungsmittelproduktion von der maize-basierten Landwirtschaft hin zur Nutzung von Wassertieren verschoben haben. Die Forschung stellt fest, dass Feuchtgebiete zu den produktivsten Ökosystemen der Welt zählen. Das CTWS-Netzwerk könnte genug Fisch geliefert haben, um jährlich etwa 15.000 Menschen zu ernähren. Ob sich jedoch tatsächlich so viele Menschen dort versammelten, bleibt ungewiss, doch es gibt Hinweise auf ein starkes Bevölkerungswachstum im Maya-Gebiet während dieser Epoche.

Fischerei und die Entstehung einer komplexen Gesellschaft

Die Fischerei könnte daher mehr als ausreichend gewesen sein, um eine ganzjährige Sesshaftigkeit und die Entstehung einer komplexen Gesellschaft zu ermöglichen – einem Charakterzug der präkategorischen Maya-Zivilisation in diesem Gebiet.

Die Glanzzeit der Maya-Kultur

Die Glanzzeit der Maya-Kultur erstreckte sich über ein riesiges geografisches Gebiet, von dem heutigen südlichen Mexiko über Guatemala und Belize bis hin nach Honduras und El Salvador. Ihren Höhepunkt erlebte die Zivilisation im ersten Jahrtausend nach Christus. Die Gründe für den Rückgang und das Verlassen vieler Maya-Zentren um das 10. Jahrhundert sind bis heute Gegenstand zahlreicher Spekulationen.

Kultur und Gesellschaft der Maya

Die Maya verfügten über eine komplexe Schrift, einen präzisen Kalender und grundlegende astronomische Kenntnisse, die ihnen halfen, ihre Umwelt zu verstehen. Der Anbau von Mais war ein zentraler Pfeiler ihrer Wirtschaft. Einige Maya-Städte hatten mehrere zehntausend Einwohner, was einen direkten Vergleich mit zeitgenössischen europäischen Städten, die oft nur kleine Dörfer waren, verdeutlicht.