Dieses Jahr feiert die Migros ihr 100-jähriges Bestehen – eine beeindruckende Marke für den Größten im Schweizer Einzelhandel. Rückblickend auf die letzten 50 Jahre, erinnerten sich viele Kunden an das Jubiläumsfest von vor fünf Jahrzehnten, als die Migros mit ihrem legendären Werbespot „Eusi Migros“ auf sich aufmerksam machte. In diesem Lied hieß es: „Eusi Migros weiss, was sie will.“ 1975 war das definitiv der Fall.

Ein weiteres Jubiläum, das vor 25 Jahren gefeiert wurde, brachte einen ähnlichen Aufschwung. Die Kunden konnten sich über 15 Prozent Rabatt auf nahezu alle Artikel freuen, ein Zeichen von Großzügigkeit und Wertschätzung.

Doch die aktuelle Feierlichkeit zu Ehren des 100-jährigen Bestehens scheint nicht an frühere Traditionen anzuknüpfen. Die zentrale Botschaft aus dem aktuellen Werbeclip lautet: „Eine Jahrtausend-Idee wird 100.“ Eine solche Selbstbezeichnung ist mutig, aber sieht man sich das Festprogramm an, wird die Wahrscheinlichkeit, einer solchen „Jahrtausend-Idee“ zu begegnen, schnell geringer.

Leider ist die Migros nicht mehr so großzügig wie in früheren Jahren. Anstelle von Geschenken an die treuen Kunden gibt es allein kostenpflichtige Veranstaltungen – ein Zeichen für die wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen der Konzern zu kämpfen hat. Die Idee eines „Merci-Bus“, der speziell in 100 Städten lokale Migros-Produkte präsentiert, könnte als Marketing-Strategie interpretiert werden, um den Umsatz anzukurbeln, anstatt eine echte Verbindung zur Kundschaft herzustellen.

Zusätzlich sind im Jubiläumsjahr „9 fantastische Shows“ geplant, allerdings werden die Tickets nicht gratis sein. Im Gegensatz zu den Feierlichkeiten vor 50 Jahren, als die Stadt Basel zur Feier des Jubiläums den Tinguely-Brunnen als Geschenk erhielt, müssen die heutigen Gäste für den Zugang zu den Jubileumsveranstaltungen bezahlen. Es ist bedauerlich zu sehen, dass Migros, einst ein Vorreiter im Bereich Kundenbindung, nun im Schatten seiner eigenen Geschichte steht.

Das große Fragezeichen bleibt: Wie sieht die Zukunft für die Migros aus? Kann der Einzelhändler seine einstige Popularität zurückgewinnen oder wird das 100-jährige Bestehen mehr Fragen als Antworten aufwerfen? Nur die Zeit wird es zeigen!