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Motorsägen-Einsatz unter Javier Milei: Wird Argentinien wieder aufblühen?

2024-11-22

Autor: Leonardo

Einer meiner Urgroßväter, Don Policarpo Molinero, war ein Waisenjunge aus dem kargen Kastilien. Er begann als Schafhirte und träumte von einem besseren Leben.

Die schweren Winter und heißen Sommer ertrug er, doch die Sehnsucht nach Freiheit und Erfolg trieb ihn an. Policarpo arbeitete hart im örtlichen Stoffgeschäft und entwickelte sich schnell weiter, bis er mit 18 Jahren bereits Chefverkäufer wurde.

Sein Drang, zu wachsen und sich von der unterdrückenden Feudalordnung zu befreien, führte ihn im Alter von 19 Jahren mit einem Dampfer nach Argentinien, mit der Hoffnung, dort sein Glück zu finden und reich zu werden.

Er schaffte es, ein enormes Vermögen als Stoffhändler aufzubauen, indem er das Importmonopol für englische Stoffe erlangte – ein kluger Schachzug in einer Zeit, als Argentinien eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften war.

Nach zwanzig Jahren kehrte er zurück nach Spanien und hinterließ in Buenos Aires ein von ihm erbautes Viertel sowie viele Ländereien, die für ihn und seine Familie kontinuierliche Einnahmen gewährten. Sein Lebensstandard stieg rasant an, er heiratete die Tochter eines Grafen und erwarb einen Palast in El Burgo de Osma.

Doch dieser Aufstieg ereignete sich in einem Kontext, der Jahre später in einem verheerenden Bürgerkrieg münden sollte.

Heute, viele Generationen später, steht Argentinien erneut an einem Wendepunkt. Der ultraliberale Präsident Javier Milei hat das Zepter übernommen und möchte das Land aus der Schuldenfalle und der endlosen Inflation befreien.

Sein unkonventioneller Führungsstil und seine direkten Worte erregen weltweit Aufmerksamkeit. Während einige ihm mit Skepsis begegnen, sehen andere in ihm einen Hoffnungsträger. Trump und Musk beobachten Mileis Reformen genau, hungrig nach Antworten auf die Probleme des eigenen Landes, inspiriert von Mileis mutigem Ansatz.

In seinem ersten Amtsjahr entließ er 50.000 Beamte, schloss zahlreiche Ministerien und setzte rigorose Sparmaßnahmen durch. Diese drastischen Eingriffe brachten erste Erfolge: die Inflation fiel von 25% auf 2,7%, der Peso gewann 38% gegenüber dem Dollar und der MERVAL-Börsenindex stieg um 44%.

Doch diese schnellen Erfolge haben ihren Preis: Die Armut betraf nun 53% der Bevölkerung, die Wirtschaft stagniert, und das Wachstum fiel im ersten Semester 2024 um 3,4%. Dies wirft Fragen auf: Ist dieser schmerzhafte Weg notwendig, um letztlich wieder Wohlstand zu schaffen?

Die Regierung argumentiert, dass die Reduzierung von Inflation langfristig auch die Armutsbekämpfung fördern wird. Ob dies zutrifft, bleibt abzuwarten, während viele Argentinier unter den nach wie vor hohen Lebenshaltungskosten leiden.

Parallel dazu erleben wir in Europa, insbesondere in der Schweiz, ähnliche Tendenzen. Dort wird die öffentliche Verwaltung immer größer, während die Lebenshaltungskosten ebenfalls ansteigen – ausgelöst durch protektionistische Praktiken, die den Bürgern immer stärker zusetzen.

Wie wird sich die Situation in Argentinien entwickeln? Wird Milei es schaffen, das Land dauerhaft zu sanieren, oder ist dies nur eine kurzlebige Illusion? Die kommenden Monate werden entscheidend sein, und das Schicksal einer ganzen Nation hängt am seidenen Faden.