Neue Hypothese über die mysteriösen Unterwassergeräusche von 1982 enthüllt: Sind es etwa die Stimmen der Meeresbewohner?
2024-11-22
Autor: Sofia
Die Geheimnisse der Ozeane sind für die Menschheit ein faszinierendes und wenig erforschtes Gebiet: Nur etwa fünf Prozent der stolzen 300 Millionen Quadratkilometer Meeresboden sind wissenschaftlich untersucht. Unter diesen Rätseln sticht eine Gruppe von mysteriösen Unterwassergeräuschen hervor, deren Ursprünge bislang unklar bleiben und die die Phantasie vieler angeheizt haben.
Diese Geräusche, bekannt als "Bloop", "Upsweep" und "Biotwang", wurden sowohl einmalig als auch wiederholt registriert und inspirierten unter anderem den Bestsellerroman „Der Schwarm“ von Frank Schätzing. Die möglichen Ursachen sind vielfältig und reichen von seismischen Aktivitäten über das Knacken von Eisbergen bis zu den Geräuschen von Meerestieren und sogar menschlichen Aktivitäten, wie etwa Schiffen.
Eine der frühesten Registrierungen dieser unerklärlichen Laute stammt aus den 1960er Jahren, als U-Boote im Südlichen Ozean ein rhythmisches Fiepen auffingen, das einer tiefen Frequenz von 50 bis 300 Hertz entsprach und an das Quaken eines Tiers erinnerte. Dieses Geräusch, als "Bio-Duck" bezeichnet, erschien saisonal in australischen und antarktischen Gewässern. Lange Zeit war unklar, woher es tatsächlich kam, bis eine Studie von 2014 nahelegte, dass es sich um Laute von Südlichen Zwergwalen (Balaenoptera bonaerensis) handeln könnte, die ihre Wanderungen zwischen Äquator und Antarktis tätigen. Die genaue Bedeutung dieser Laute bleibt jedoch weiterhin ein Rätsel.
Im Juli 1982 führten neuseeländische Forscher ein bahnbrechendes Experiment im südwestlichen Pazifik durch, um die Klanglandschaft des Fidji Beckens zu kartieren. Während dieses Experiments gelang es ihnen, ein Geräusch aufzunehmen, das sich keiner bekannten Quelle zuordnen ließ und aus vier kurzen Tönen bestand, die ebenfalls einem Quaken ähnelten.
Ross Chapman, ein renommierter Experte für Ozeanakustik von der University of Victoria in Kanada, war an der Analyse dieser Daten beteiligt. "Das Geräusch war so gleichmäßig, dass wir zunächst nicht glauben konnten, dass es biologischen Ursprungs war", erklärt er. Durch Gespräche mit Kollegen in Australien stellten die Wissenschaftler jedoch fest, dass ähnliche Geräusche auch in anderen Regionen Neuseelands und Australiens häufig vernommen wurden. Relativ schnell kamen die Fachleute zu dem Konsens, dass es sich vermutlich um biologische Geräusche handeln musste, auch wenn das Phänomen nicht vollständig erklärt werden konnte.
Jetzt, viele Jahre später, hat Chapman auf einer Tagung der Acoustical Society of America (ASA) neue Analysen der Originaldaten präsentiert und eine aufregende Hypothese aufgestellt: Die Geräusche könnten von einer Art der Kommunikation unter Meerestieren stammen. Die Aufzeichnungen wurden von einer akustischen Antenne erfasst, die hinter einem Schiff hergezogen wurde und aus einer Reihe von Hydrophonen bestand. Diese Methode erlaubte den Forschern, die Richtung der Geräuschquellen zu bestimmen. Chapman ist überzeugt: "Wir fanden heraus, dass es mehrere Quellen an verschiedenen Orten im Ozean gab und dass diese Geräusche von allen ausgingen. Das Bemerkenswerteste war, dass wenn einer der 'Sprecher' sich äußerte, die anderen still waren, als würden sie zuhören."
Trotz dieser neuen Hypothese bleibt die Frage offen, welchen Zweck diese potenzielle Kommunikation unter den Meeresbewohnern tatsächlich erfüllt. Während diese neue Theorie faszinierend ist, fehlen weiterhin unabhängig bestätigte Beobachtungen, die das Phänomen weiter untermauern könnten.
Weitere akustische Rätsel aus der Unterwasserwelt haben ebenfalls die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler auf sich gezogen: So wurde etwa das Geräusch "The Upsweep", das 1991 von der US-Klima- und Meeresbehörde NOAA aufgezeichnet wurde, als Hinweis auf vulkanische Aktivitäten am Meeresgrund interpretiert. Das tiefste und lauteste Geräusch, das als "Bloop" bekannt ist, wurde 1997 in der Nähe der Antarktis von der US Navy registriert und bleibt bis heute eines der größten Mysterien der Ozeane. Zuerst wurde spekuliert, es könnte sich um ein unbekanntes Meerestier handeln, aber spätere Analysen führten zu der Annahme, dass es aus dem Zerbrechen eines großen Eisbergs stammt.
Die jüngste Analyse des "Biotwangs", der 2014 im Marianengraben aufgezeichnet wurde, brachte schließlich mithilfe von Künstlicher Intelligenz einen Fortschritt: Die Geräusche konnten der Art der Byrdewale zugeordnet werden.
Die Herausforderungen und Geheimnisse der Tiefen der Ozeane bleiben weiterhin bestehen. Es besteht die Hoffnung, dass neue Technologien und Methoden im Bereich des maschinellen Lernens Getränke aus den Mysterien des Meeres lüften können. Bis dahin bleibt ein Großteil der akustischen Umgebung der Ozeane ein faszinierendes Rätsel, das die Vorstellungskraft anregt und den Drang nach Entdeckung weiter fördert.