Neuester genetischer Test revolutioniert die Diagnostik von Gehirninfektionen!
2024-11-23
Autor: Louis
Ein neu entwickelter genetischer Test könnte die Zukunft der Diagnostik bei Gehirninfektionen grundlegend verändern. Dieser innovative Ansatz ermöglicht es, Hirnflüssigkeit auf nahezu alle bekannten Erreger zu prüfen – einschließlich Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten. Laut einem Forschungsteam aus den USA, das eine umfassende Studie über sieben Jahre durchgeführt hat, könnte dieser Test dabei helfen, die genaue Ursache von Gehirninfektionen schnell zu ermitteln und somit eine gezielte Behandlung einzuleiten.
Infektionen des Zentralen Nervensystems (ZNS) wie Meningitis und Enzephalitis können lebensbedrohlich sein. Ein schnelles Handeln ist entscheidend, um schwere Folgeerscheinungen zu vermeiden. Trotz bestehender Testverfahren bleiben viele Fälle, insbesondere von Meningoenzephalitis, oft ohne klare Diagnose.
Der Neurologe Helge Roland Topka, Chefarzt an der München Klinik Bogenhausen, lobte die neue Technik und betonte deren Relevanz für die Neurologie. Das Verfahren, das als metagenomisches Next-Generation-Sequencing (mNGS) bekannt ist, verarbeitet die Hirnflüssigkeit, isoliert Erbgutmaterial und gleicht die Sequenzen mit Datenbanken ab, um die jeweiligen Organismen zu identifizieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass von 4828 getesteten Proben 14,4 Prozent positive Infektionen aufwiesen. Besonders auffällig war, dass das neue Verfahren bei 22 Prozent der Proben als einziges den Erreger identifizieren konnte. Mit einer hohen Spezifität von 99,6 Prozent sind Fehlalarme äußerst selten, während die Sensitivität von etwa 63 Prozent Raum für Verbesserungen bietet. Das mNGS-Verfahren kann somit noch nicht die herkömmlichen mikrobiologischen Tests ersetzen, ist aber ein signifikanter Fortschritt in der schnellen Diagnostik.
Die größte Herausforderung bleibt die Analysezeit von aktuell 3,5 Tagen – eine kritische Zeitspanne für Patienten mit bakterieller Meningitis, deren Prognose sich pro Stunde um 30 Prozent verschlechtert. Während derzeit ein Multiplex-PCR-Schnelltest innerhalb von einer Stunde funktioniert, ist dieser nur für eine begrenzte Anzahl häufiger Erreger geeignet.
Das von Chiu entwickelte Verfahren hat das Potenzial, auch Erreger zu identifizieren, die nicht allgemein verdächtigt werden. Dies ist besonders wichtig in rätselhaften Fällen, bei denen eine akute Gefährdung ausgeschlossen werden kann. Zudem kann der mNGS-Test auch bei Erregern eingesetzt werden, die sich schwer oder gar nicht im Labor kultivieren lassen.
Der Nutzen dieser Methode wurde auch in der Vergangenheit klar, als nach einem Ausbruch einer pilzbedingten Meningitis in Mexiko im Jahr 2023 der Erreger Fusarium solani durch diesen Test identifiziert wurde, was die US-Gesundheitsbehörden auf ein dringendes Problem aufmerksam machte.
Experten warnen jedoch, dass solche Infektionen, besonders durch Fernreisen und den globalen Handel, auch in Deutschland zunehmen könnten. Wenn der Test schneller werden könnte, wäre dies eine bahnbrechende Lösung für viele aktuelle infektionsmedizinische Herausforderungen. Die Kosten für den Test liegen momentan bei etwa 3000 Dollar (knapp 2800 Euro), sodass er zunächst nur für wohlhabendere Länder zugänglich ist – zukünftige Preisreduktionen sind jedoch möglich.
In einem weiteren Artikel führt Chiu ein ähnliches mNGS-Verfahren ein, das innerhalb von 24 Stunden virale Infektionserreger der Atemwege erkennen kann, mit einer Zuverlässigkeit von fast 94 Prozent im Vergleich zu den herkömmlichen PCR-Methoden. Damit stehen wir möglicherweise am Anfang einer neuen Ära in der Diagnostik von komplexen Infektionskrankheiten.