Notre Dame: Erste Eindrücke von der grandiosen Wiedereröffnung
2024-11-29
Autor: Simon
Nach über fünf Jahren intensiver Renovierungsarbeiten wurde am Freitag das beeindruckend neue Innere der ikonischen Kathedrale Notre-Dame in Paris der Öffentlichkeit präsentiert. Präsident Emmanuel Macron war live vor Ort, als die ersten Bilder von den geschichtsträchtigen Mauern mit ihrer nun cremefarbenen Gestaltung veröffentlicht wurden. Die verheerenden Spuren des verheerenden Brandes von 2019 sind nahezu vollkommen beseitigt.
Macrons Rundgang durch die Kathedrale wurde durch zahlreiche Kameras begleitet. Als er die Kirchenräume betrat, staunte er über die hohen Decken und die neuen Verzierungen, die an die prachtvolle Vergangenheit erinnern.
Die Glocken von Notre-Dame läuten wieder, aber die fast 900 Jahre alte Kathedrale hat noch nicht ihren alten Glanz zurückgewinnt. Außen sind die Gerüste weiterhin sichtbar, Kräne stehen bereit, und viele Pariser fragen sich, ob die bevorstehende feierliche Wiedereröffnung tatsächlich mehr als nur ein symbolisches Ereignis darstellt.
Am 7. Dezember wird Macron mit einer speziellen Rede im Vorhof von Notre-Dame die Kathedrale offiziell wieder für die Öffentlichkeit freigeben, gefolgt von einer ersten Messe am 8. Dezember. Der Präsident hatte im April 2019 versprochen, die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren schöner denn je wiederaufzubauen. Doch die Realität zeigt sich anders.
Im Inneren ist alles bereit, um Gläubige und Touristen willkommen zu heißen, während die Gerüste am restaurierten Turm voraussichtlich noch bis ins nächste Jahr stehen bleiben werden. Die Gerüste an der Ostseite der Kathedrale sollen sogar für weitere drei Jahre bleiben, wie Philippe Jost, der für die Restaurierung zuständige Architekt, im Oktober bekannt gab.
Viele Pariser sind die ständigen Bauarbeiten leid und wünschen sich das alte Wahrzeichen an der Seine zurück. Die 54-jährige Anwältin Anne Leclerc äußerte: „Es ist ein Schandfleck. Es fühlt sich an wie ein unfertiges Projekt.“
Der 65-jährige pensionierte Lehrer Jean-Baptiste Lefèvre erinnert sich an Macrons große Versprechen und fragt sich, ob die Wiedereröffnung wirklich dem Präsidenten zugutekommen soll, dessen Amtszeit 2027 endet. „Das ist Politik. Er will, dass es fertiggestellt wird, solange er noch im Amt ist“, meint Lefèvre.
Bereits vor dem tragischen Brand gab es Renovierungen. Im Jahr 2019 wurden bereits Gerüste für anderen Restaurierungsarbeiten aufgestellt, die wegen des Feuers unterbrochen wurden. Das zerstörte Dach und das komplexe Fachwerk, bekannt als „Der Wald“, erforderten intensive Arbeiten, um den Wiederaufbau zu ermöglichen.
Experten für Architektur loben die Geschwindigkeit der Renovierung, insbesondere unter den aktuellen Sicherheitsvorschriften und dem Bestreben, möglichst viel Originalmaterial zu verwenden. Historiker appellieren an die Geduld der Öffentlichkeit und erinnern daran, dass der Bau der Notre-Dame fast 200 Jahre in Anspruch nahm. Außerdem gab es während dieser Zeit eine Pandemie, die die Pläne weiter verzögerte.
Für Macron ist die Restaurierung jedoch ein Prestigeprojekt und ein Zeichen für die Stärke und Eleganz der französischen Kultur, besonders nach einem Jahr, in dem die Olympischen Spiele nach Paris gebracht werden.
Der Elysée-Palast hebt das originalgetreu wiederhergestellte Mauerwerk und das strahlende goldene Kreuz am Altar lobend hervor. Die Wandmalereien werden als lebendig und farbenfroh beschrieben, während auch die Skulpturen von Louis XIII. und Louis XIV. in neuem Glanz erstrahlen.
Um die Öffentlichkeit für die Rückkehr der Kathedrale zu begeistern, wird der Zutritt in der ersten Woche ab dem 8. Dezember bis 22 Uhr kostenfrei angeboten. Ab dem 16. Dezember kehrt dann das liturgische Leben zur Normalität zurück.
Erzbischof Laurent Ulrich erwartet, dass die Wiedereröffnung bis zu 15 Millionen Besucher jährlich anziehen wird – mehr als vor dem Brand. Er hofft, dass die Menschen die Gerüste ignorieren können, um die Wiederauferstehung der Kathedrale zu feiern.