Phenprocoumon: Eine überraschende Alternative zu Warfarin?
2024-11-20
Autor: Louis
Cumarine, auch bekannt als Vitamin-K-Antagonisten (VKA), wie Warfarin und Phenprocoumon, haben in den letzten Jahren an Bedeutung verloren, da sich neue orale Antikoagulanzien (DOAK) etabliert haben. Diese modernen Medikamente haben in klinischen Studien nicht nur in Bezug auf die Wirksamkeit, sondern auch in puncto Sicherheit überzeugt. Der Einsatz von DOAK wie Dabigatran (Pradaxa®), Rivaroxaban (Xarelto®), Apixaban (Eliquis®) und Edoxaban (Lixiana®) hat sich in Deutschland durchgesetzt, während in den USA Warfarin nach wie vor dominant ist.
In Deutschland hingegen ist Phenprocoumon (Marcumar® und Generika) die am häufigsten verschriebene Cumarin-Variante. Wissenschaftler um Dr. Christiane Engelbertz vom Universitätsklinikum Münster (UKM) setzen sich mit der Frage auseinander, ob die Ergebnisse von Warfarin-Studien auf Phenprocoumon übertragbar sind. Es bestehen signifikante Unterschiede zwischen den beiden Medikamenten, insbesondere in der Eliminationshalbwertszeit und im Metabolismus.
Anhand einer umfassenden retrospektiven Studie, die Patientendaten der Barmer-Ersatzkasse analysierte, bewerteten die Forschenden die Wirksamkeit und Sicherheit von Phenprocoumon im Vergleich zu DOAK. Insgesamt wurden die Datensätze von über 570.000 Patienten ausgewertet, die zwischen 2009 und 2020 eine Erstverordnung erhalten hatten. Bei den Patienten, die einen VKA erhielten, waren 99,4 Prozent Phenprocoumon-Nutzer.
Die Hauptziele der Studie umfassten das Gesamtüberleben sowie schwere herz- und gefäßbezogene Ereignisse. Dabei nahmen die Wissenschaftler ein 1:1-Propensity-Score-Matching vor, um die Ergebnisse der Phenprocoumon- und DOAK-Gruppen vergleichbar zu machen.
Die Ergebnisse könnten für viele Patienten von Bedeutung sein, da sie möglicherweise eine neue Perspektive auf die Anwendung von Phenprocoumon bieten, insbesondere in Anbetracht der individuellen Unterschiede in der Ansprache auf Antikoagulationstherapien. Es wird interessant sein zu sehen, ob diese Erkenntnisse in zukünftige klinische Richtlinien einfließen und die Behandlung von Patienten mit Blutgerinnungsstörungen revolutionieren könnten. Werden wir bald von einer Rückkehr zu Phenprocoumon hören? Bleiben Sie dran!