Nation

Plastikgeschirr: Die Zukunft von Mehrwegsystemen in der Schweiz steht auf der Kippe

2024-10-07

Autor: Lukas

In der heutigen Zeit greifen viele Menschen unterwegs zu einem Kaffee und werfen den Einwegbecher nach Gebrauch direkt in den Müll. Ein Unternehmen, das sich diesem Problem entgegenstellte, ist das Zürcher Start-up Kooky. Doch nun zieht das Unternehmen seine Mehrwegbecher vom Markt zurück und verlässt die Schweiz. Was bedeutet das für die Zukunft des Mehrwegkonzepts?

Nicht nur Kooky kämpft mit Schwierigkeiten; die gesamte Mehrwegbranche sieht sich Herausforderungen gegenüber. Jeanette Morath, Gründerin von Recircle, einem Anbieter von Mehrwegverpackungen für die Gastronomie, hat jedoch ein einfaches Erfolgsrezept: „Es muss so einfach wie möglich sein.“ In einer Zeit, in der Deutschland und andere europäische Länder bereits auf Mehrweg setzen, bleibt die Schweiz hinterher.

In einem wichtigen Punkt hat Kooky zugelassen, dass ihre App-basierte Lösung zu kompliziert für die weniger digital affine Schweizer Bevölkerung war. „Man musste sich registrieren, den Becher scannen und ihn in einen speziellen Behälter werfen, um das Depot zurückzubekommen“, erklärt Morath. Recircle hingegen verfolgt einen anderen Ansatz und setzt auf ein praktisches Depotsystem und vielfältige Rückgabemöglichkeiten über den Einzelhandel.

Obwohl das Thema Mehrweg in den letzten Jahren an Fahrt gewonnen hat, ist es in der jüngeren Vergangenheit ruhiger geworden. Jeannette Morath bestätigt, dass ihr stärkstes Jahr 2019 war, gefolgt von den weltweiten Krisen wie Corona, Inflation und dem Ukraine-Konflikt, die dem Umweltschutz vorübergehend in den Hintergrund drängten. „Das Überleben stand im Vordergrund“, stellt sie fest.

Doch der Mitgliederzuwachs bei Recircle lässt Morath optimistisch auf einen Wandel blicken. „Jetzt dreht sich der Wind zum Glück wieder langsam. Wir führen wieder Gespräche mit großen Partnern wie Restaurantketten“, so die Geschäftsführerin. Zudem formiert sich die Mehrwegbranche neu, mit dem neu gegründeten Verband New European Reuse Alliance und dem bevorstehenden Schweizer Mehrwegverband. Auch auf europäischer Ebene werden neue Verpackungsgesetze entworfen, die nachhaltigere Lösungen fördern sollen.

Während Recircle expandiert und bereits in Deutschland mit 250 Restaurants zusammenarbeitet, plant das Unternehmen, die Märkte in Frankreich und Belgien zu erschließen.

Dennoch bleiben viele Herausforderungen bestehen. So strebt der Regierungsrat von Bern an, die Mehrwegpflicht bei Großveranstaltungen zu lockern. Morath ist von dieser Entwicklung eher skeptisch. „In der Stadt Bern funktioniert das Mehrwegsystem super. Die starke Lobby der Verpackungsindustrie und die Angst vor Veränderungen sind hier jedoch spürbar. Aber die Kreislaufwirtschaft wird kommen – unsere Ressourcen sind schließlich begrenzt.

Ein Umdenken ist unerlässlich, wenn wir eine nachhaltige Zukunft anstreben. Die Frage bleibt: Wie werden wir mit dem Ausstieg von Unternehmen wie Kooky umgehen und wie fördern wir ein effektives Mehrwegsystem in der Schweiz?