Wissenschaft

Revolutionäre Erkenntnisse zur Eiszeit-Geschichte der Nordsee

2025-01-02

Autor: Luca

Eiszeitliche Geheimnisse enthüllt

Unter dem dichten Schlick der Nordsee haben Geologen faszinierende Landschaften entdeckt, die unser Verständnis von der Eiszeit drastisch verändern. Neueste Forschungen zeigen, dass die Nordsee bis vor etwa 1,1 Millionen Jahren eisfrei war und von kraftvollen Strömungen beherrscht wurde, bevor massive Eismassen aus Norwegen in diese Region vorrückten und das Gebiet bis zum Ende der Eiszeit verdeckten. Dies widerspricht bisherigen Annahmen, die von mehreren Gletschervorstößen ausgingen.

Die Nordsee, geprägt durch eine turbulente Vergangenheit, bietet immer noch viele ungelöste Rätsel. Zwar ist bekannt, dass vor etwa 12.000 Jahren riesige Gletscher die Region überdeckten, die beim Rückzug tiefe Täler und steile Kliffs hinterließen. Vor diesem Rückzug existierte das Doggerland – eine blühende, von Menschen bewohnte Landschaft, die jedoch vor etwa 8.000 Jahren im Meer versank.

Zwei widersprüchliche Modelle zur Vereisung

Bislang gab es Unstimmigkeiten darüber, wie und wann die Nordsee während der letzten Eiszeit von Eis bedeckt wurde. Ein weit verbreitetes Szenario besagt, dass Gletscher aus Skandinavien und den Britischen Inseln erst während des mittleren Pleistozäns, also vor 1,3 bis 0,8 Millionen Jahren, in die zentrale Nordsee vorrückten und mehrfach vor- und zurückschoben.

Im Gegensatz dazu argumentieren Forscher wie Dag Ottesen vom Geologischen Dienst Norwegens für die Existenz früher Eismassen während des frühen Pleistozäns, die die Nordsee bereits vor 1,9 bis 1,8 Millionen Jahren bedeckten.

Die entscheidenden 3D-Seismik-Daten

Die Überprüfung dieser Annahmen wurde durch die Analyse von seismischen 3D-Daten ermöglicht, die ursprünglich zur Erkundung von Erdöl- und Erdgasvorkommen sowie zur Planung von Offshore-Windparks erhoben wurden. Diese Daten enthüllen die Zusammensetzung der Nordseeoberfläche und ermöglichen ein bisher unerreichtes Detailniveau.

Die untersuchten Geometrien zeigen, dass der Nordseegrund vor etwa 1,7 Millionen Jahren von runden, kraterartigen „Pockennarben“ geprägt war, die durch austretende Flüssigkeiten aus den Sedimenten entstanden. Diese Strukturen wurden später durch Strömungen des Meerwassers verändert, sodass sich elliptische Senken bildeten.

Ein eisfreies Nordseegebiet bis vor 1,1 Millionen Jahren

Die Ergebnisse belegen auch, dass die Nordsee bis vor 1,1 Millionen Jahren eisfrei war. Die Geologen identifizierten kilometerlange, sanft geschwungene Rinnen im Untergrund, die auf schnelle Meeresströmungen zurückzuführen sind, die Sedimente abgetragen haben. Diese Strukturen sind klar von durch Gletscher geformten Landschaften zu unterscheiden.

Der große Gletschervorstoß ins Spiel gebracht

Die Forscher entdeckten unter dem Sediment eine bis zu 120 Meter dicke Schicht Geschiebemergel, die auf einen großen Gletscher hinweist, der vor etwa 1,1 Millionen Jahren aus Skandinavien in die zentrale Nordsee vorrückte. Diese Entdeckung führt zu der Hypothese, dass die Nordsee die stärkste Vereisung in diesem Zeitraum erlebte, die Ottesen und sein Team als „Hardanger-Vereisung“ bezeichnen.

Bedeutende Implikationen für das Klimaverständnis

Laut Ottesen revolutionieren diese neuen Erkenntnisse unsere bisherigen Modelle zur Eiszeit-Geschichte der Nordsee. Sie stellen nicht nur das Modell der frühen Vereisung infrage, sondern verfeinern auch die späteren Annahmen. Zudem haben die Ergebnisse weitreichende Auswirkungen auf die Vorhersagen zur globalen Klimaveränderung und deren Effekte auf Eisschilde und den Meeresspiegel. Die nächsten Schritte der Forschung beinhalten die Entnahme und Analyse von Bohrkernen, um diese Ergebnisse weiter zu festigen und zu präzisieren.

Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht und könnte dein Verständnis von der Eiszeit revolutionieren! Lies weiter, um in die faszinierende Welt der Geologie und Klimaforschung einzutauchen und herauszufinden, wie unser Planet seine Gesichte immer wieder neu schreibt.