Wissenschaftler haben bahnbrechende Ergebnisse in einer klinischen Studie mit einem monoklonalen Antikörper erzielt, der gegen den entzündungsbedingten Botenstoff GDF-15 wirkt. In der Veröffentlichung im "New England Journal of Medicine" wurde festgestellt, dass die Behandlung zu einer signifikanten Gewichtszunahme und einer verbesserten Lebensqualität bei Krebspatienten führt.

Während international bis zu 80 Prozent der Krebspatienten im Verlauf ihrer Erkrankung von Kachexie betroffen sind, äußern die aktuellen Forschungsergebnisse Hoffnung. Kachexie äußert sich durch einen drastischen Verlust von Muskel- und Fettmasse, was zu einem rapiden Gewichtsverlust und einer drastischen Schwächung des Körpers führt. Diese Entwicklung führt häufig zu einem Teufelskreis, in dem die Lebensqualität abnimmt und die Lebenserwartung sinkt.

Antipsychotika zur Appetitsteigerung werden entschärft

Vor kurzem wurde die Verwendung einer niedrigen Dosis des Antipsychotikums Olanzapin zur Verbesserung des Appetits und des Körpergewichts bei fortgeschrittener Krebserkrankung empfohlen. Diese Empfehlung stützte sich jedoch größtenteils auf eine Einzelstudie. Insbesondere die unerwünschten Nebenwirkungen wie starke Gewichtszunahme und das Risiko von Typ-2-Diabetes machen diese Methode fragwürdig.

Der Pharmakonzern Pfizer hat mit der Entwicklung des Antikörpers Ponsegromab einen innovativen Ansatz gefunden. GDF-15, der bei Krebspatienten aufgrund von Entzündungsreaktionen im Blut stark erhöht zu finden ist, wurde nun gezielt durch diesen Antikörper gehemmt. Studien zeigen, dass Entzündungen bei schweren Erkrankungen häufig eine Rolle spielen und das Körpergewicht und die Gesundheit beeinträchtigen können.

Erste vielversprechende Ergebnisse aus klinischen Studien

Die klinische Studie der Phase II lieferte nun erste Ergebnisse über die Sicherheit, Verträglichkeit und mögliche Wirksamkeit des Biotech-Wirkstoffs. Insgesamt wurden 187 Krebspatienten mit Tumorkachexie in die Untersuchung einbezogen. Die Mehrheit litt unter nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom, Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie Dickdarmkrebs. Die Patienten erhielten drei verschiedene Dosierungen des Antikörpers (100 mg, 200 mg und 400 mg) oder ein Placebo.

Überraschende statistische Fortschritte: Die Gruppe, die die höchste Dosierung von 400 mg erhielt, zeigte signifikante Verbesserungen, mit einem durchschnittlichen Gewichtszuwachs von 2,81 Kilogramm im Vergleich zur Placebo-Gruppe. In der Placebo-Gruppe erlitten 80 Prozent der Teilnehmer Nebenwirkungen, während dies in den Gruppen, die Ponsegromab erhielten, nur 70 Prozent betraf.

Die Forscher betonen, dass größere Phase-III-Studien bevorstehen, um diese vielversprechenden Ergebnisse weiter zu prüfen und in die Zulassung zu bringen. Könnte dies der Durchbruch sein, auf den viele Krebspatienten gewartet haben? Die kommenden Monate werden wichtig sein, um zu beobachten, ob dieser Antikörper eine Standardbehandlung gegen Kachexie werden kann.