Gesundheit

Revolutionäres Verfahren bei Leistenbrüchen: Eigenes Sehnengewebe statt störender Kunststoffnetze

2025-04-23

Autor: Luca

Bahnbrechende Operationstechniken im Bürgerhospital Frankfurt

Im Frankfurter Bürgerhospital wird eine neuartige Methode zur Behandlung von Leistenbrüchen und Gebärmuttersenkungen eingeführt, die die medizinische Welt auf den Kopf stellen könnte. Dank zufälliger Entdeckungen profitieren nicht nur Frauen mit Gebärmuttersenkungen, sondern nun auch Männer und Frauen mit Leistenbrüchen von innovativen Operationstechniken.

Die Entstehung des HoTT-Verfahrens

Im Jahr 2018 hatte Amadeus Hornemann, damals Oberarzt an der Universitätsklinik Mannheim, eine zukunftsweisende Idee, die aus einer Beobachtung beim Chirurgen entstand. Während einer Operation sah er, wie eine Oberschenkelsehne entnommen wurde, um das Knie zu stabilisieren. Er erkannte, dass diese Sehne auch bei Gebärmuttersenkungen als Stütze eingesetzt werden könnte, anstelle der kritisierten Kunststoffnetze.

Nach zahlreichen positiven Erfahrungen in der Frauenheilkunde entwickelte Hornemann das HoTT-Verfahren (Hornemann Tendon Transplantation), das bereits über 600 Frauen erfolgreich behandelt hat.

Ein Spielplatzgespräch, das Leben rettete

Ein Treffen auf einem Spielplatz im Jahr 2020 mit Dr. Fabian Helfritz, dem Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Bürgerhospital, führte dazu, dass die beiden Mediziner beschlossen, diese Technik auch für Leistenbrüche zu adaptieren. "Warum nicht das Beste aus beiden Welten kombinieren?" war der Grundgedanke.

Weltpremiere: Die eigene Sehne bei Leistenbrüchen

Am 30. Oktober 2024 wurde am Bürgerhospital erstmals eine Patientin mit ihrer eigenen Oberschenkelsehne operiert, um einen Leistenbruch zu reparieren – ein absoluter Durchbruch in der Medizin. Anstatt störender Kunststoffe wurde das körpereigene Gewebe eingesetzt, welches vom Organismus viel besser akzeptiert wird.

Die Vorteile der eigenen Sehne

Die Verwendung von Sehnengewebe bietet erhebliche Vorteile: Es reduziert das Risiko von Komplikationen wie Infektionen und chronischen Schmerzen, die häufig mit Kunststoffnetzen verbunden sind. Hornemann erklärt, dass Menschen mit implantierten Kunststoffnetzen ein höheres Risiko für Rheuma zeigen, was ein alarmierendes Ergebnis ist.

So funktioniert die innovative Technik

Die 25 bis 30 Zentimeter lange Sehne wird minimal invasiv entnommen und in ein netzartiges Format umgeformt. Zusammen mit einem resorbierbaren Kunststoffnetz, das sich nach einigen Monaten auflöst, wird sie zur Stabilisierung des Bruchs eingesetzt. Diese Technik gewährleistet, dass das Sehnengewebe stabil eingewachsen ist, während die Unterstützung durch das Kunststoffnetz besteht.

Wachsende Anwendungsmöglichkeiten

Dieses Verfahren ist besonders vielversprechend, da nicht nur Leistenbrüche bedeutend sind, sondern auch bei anderen Arten von Brüchen wie Nabel- oder Zwerchfellhernien Anwendung finden könnte. Das Bürgerhospital plant, diese Technik bald auch bei weiteren Indikationen einzusetzen.

Ein neues Zeitalter für die Chirurgie

Die neue Operationstechnik steht nun allen Patienten des Bürgerhospitals zur Verfügung, und die positive Resonanz zeigt, dass die Zukunft der Hernienchirurgie in einem neuen Licht erstrahlt. Während herkömmliche Methoden weiterhin bestehen, ist Hornemann überzeugt, dass die Zukunft in der Verwendung körpereigener Materialien liegt, um das Risiko für Patienten zu minimieren.

Kampf gegen Komplikationen durch Kunststoffnetze

Die traditionellen Kunststoffnetze sind nicht nur umstritten, sondern haben auch das Potenzial für schwerwiegende Komplikationen, wie lange Zeit unerkannt bleibende Schmerzen. Immer mehr Patientinnen haben in den USA Klage gegen Hersteller erhoben, da sie unter chronischen Schmerzen litten.

Mit der Einführung der Verwendung körpereigener Sehnen in der Thüringer Chirurgie hofft man, diese Probleme zu minimieren und einen qualitativ hochwertigen, sichereren Ansatz für Patienten zu gewährleisten.