Unterhaltung

Riefenstahl: Die Schatten der NS-Regisseurin und ihre verzerrte Biografie

2024-11-23

Autor: Louis

Leni Riefenstahl, die legendäre Regisseurin des Dritten Reichs, hat bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 an der Lüge festgehalten, dass es ihr immer nur um Kunst und Ästhetik ging. Ihr Werk, geprägt von imposanten Bildern von muskulösen Athleten und begeisterten Nazi-Massen, hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingeprägt.

Im Auftrag der Nationalsozialisten drehte sie Filme wie 'Triumph des Willens' und 'Olympia', die sowohl künstlerisch als auch propagandistisch von großer Bedeutung waren. 'Olympia' wurde 1938 beim Filmfestival von Venedig mit der 'Coppa Mussolini' für den besten ausländischen Film ausgezeichnet, was Hitler dazu veranlasste, ihr Glückwünsche und Rosen zu senden. Dies verdeutlicht, wie eng Riefenstahl mit der politischen Elite der NSDAP verwobenen war.

In Andreas Veiels neuem Dokumentarfilm 'Riefenstahl', der am 21. November 2024 in die Kinos kommt, wird mit Archivmaterial und Kommentaren aufgezeigt, wie die Regisseurin das Image der unschuldigen Künstlerin bis zu ihrem Lebensende aufrechterhielt. Veiel hatte als Erster uneingeschränkten Zugang zu ihrem Nachlass, der nicht nur Fotos und Dokumente, sondern auch Interviews und persönliche Telefongespräche beinhaltet.

Eine besondere Szene zeigt die über 90-jährige Riefenstahl, die sich im Schnittraum eine Szene aus 'Triumph des Willens' ansieht und sich über ihre eigene Arbeit erfreut. Dies wird vor dem Hintergrund der erschreckenden Kulisse von Hakenkreuzflaggen und dem Podium mit Hitler sichtbar.

Riefenstahl selbst behauptete stets, sie habe sich nie für Politik interessiert, sondern ausschließlich der Kunst gewidmet. Diese Aussage ist jedoch Teil ihrer Selbstinszenierung. Der Film von Veiel zeigt eindrücklich, wie sie die Legende der unschuldigen Künstlerin in verschiedenen Interviews verteidigt.

Trotz ihrer früheren Erfolge fiel Riefenstahl nach dem Krieg in Ungnade, und ihre Karriere brach zusammen. Veiels Film beleuchtet, wie sie bis zu ihrem Tod darum kämpfte, die Kontrolle über ihre eigene Biografie zu behalten, während er ihre Widersprüche und die enormen Risse in ihrem Selbstbild entlarvt.

Der Dokumentarfilm bietet nicht nur eine oberflächliche Entlarvung, sondern lädt auch dazu ein, tiefer in die Widersprüche ihrer Persönlichkeit einzutauchen. Unveröffentlichtes Material offenbart ihre zornigen Reaktionen auf kritische Fragen, und Superzeitlupenaufnahmen ihres Gesichts zeigen, wie sie in Interviews mit Innerem Kampf um ihre Fassung ringt.

Zielstrebig sorgte sie dafür, dass solche peinlichen Momente während ihres Lebens nicht an die Öffentlichkeit gelangten, was evident macht, dass sie sich zeitlebens um das Bild der unpolitischen Künstlerin bemühte. Veiels Film 'Riefenstahl' zeichnet somit ein vielschichtigeres und problematischeres Bild ihrer Biografie, das die Zuschauer herausfordert, über die komplexe Rolle der Künstlerin im Dritten Reich nachzudenken.