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Russischer Rubel stürzt ab: Putins Wirtschaft kämpft mit Inflation – Was bedeutet das für die Zukunft?

2024-11-27

Autor: Luca

Der russische Rubel befindet sich im freien Fall und hat einen kritischen Punkt erreicht, der die Stabilität von Putins Wirtschaft ernsthaft bedroht. Nach einem dramatischen Rückgang hat die Währung fast ein Viertel ihres Wertes seit Anfang August verloren und liegt auf dem tiefsten Stand seit Beginn des Ukraine-Kriegs.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass der Kurs des Rubels im Vergleich zum US-Dollar und dem chinesischen Yuan um über 24 Prozent gefallen ist. Am Mittwoch mussten bereits 106,50 Rubel für einen Dollar gezahlt werden – ein Anstieg von 0,86 Prozent im Vergleich zum Vortag. Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend, da der Rubel zuletzt im März 2022, dem ersten Monat nach dem Einmarsch in die Ukraine, so schwach war. Im Vergleich zum Yuan fiel der Rubel um 0,51 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Stand seit über zweieinhalb Jahren.

Der plötzliche und starke Rückgang überrascht Ökonomen, die für Anfang November einer Reuters-Umfrage zufolge mit einer Stabilisierung des Rubels um die 100er-Marke zum Dollar gerechnet hatten. Analysten von BCS warnen vor einem Klima der Unsicherheit, das die Marktentwicklung charakterisiert, und deuten die Käufe als Zeichen einer wachsendenden Panik.

Die schwache Landeswährung wird voraussichtlich die Inflation in Russland weiter anheizen. Die teureren Importe führen dazu, dass die Zentralbank mit einer höheren Inflationsrate rechnen muss. Schätzungen zufolge könnte eine Abwertung um zehn Prozent die Inflationsrate um 0,5 Prozentpunkte erhöhen. Ökonom Jewgeni Kogan merkt an, dass dies die Bemühungen der Zentralbank, die Preise zu stabilisieren, erheblich erschwert.

Im Bestreben, die inflationären Tendenzen einzudämmen, hat die Zentralbank ihren Leitzins auf 21 Prozent angehoben, den höchsten Wert seit 2003. Einige Analysten prophezeien, dass der Rubel bis zum Jahresende auf einen Wert von 115 bis 120 Rubel pro Dollar fallen könnte. Um dies zu verhindern, könnten Maßnahmen ergriffen werden, um Exporteure zu zwingen, mehr Devisen zu verkaufen.

Der jüngste Rückgang des Rubels wird auch durch neue Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor verstärkt. Diese Sanktionen erschweren Zahlungen im Außenhandel, insbesondere im Öl- und Gassektor. Viele russische Großbanken, darunter die Gazprombank, sind von US-Sanktionen betroffen und können daher keine Transaktionen in Dollar mehr abwickeln. Der einzige Ausweg besteht für sie darin, große Mengen an Dollar-Bargeld einzuführen.

Finanzminister Anton Siluanow sieht in der Schwäche des Rubels auch Chancen: „Ich sage nicht, ob der Wechselkurs gut oder schlecht ist“, erklärte er auf einer Finanzkonferenz in Moskau. „Ich sage nur, dass er für Exporteure sehr vorteilhaft ist.“ Dies bedeutet, dass die russische Regierung durch höhere Einnahmen aus Energiesteuern und Exportzöllen profitieren könnte.

Analyst Nikolai Dudschenko vom Finanzhaus Finam hebt hervor, dass die erheblichen Abwertungen des Rubels möglicherweise gewollt sind: „Diese Entwicklungen sind förderlich für den Haushaltsausgleich“, so Dudschenko. Inmitten dieser wirtschaftlichen Turbulenzen bleibt die Frage, wie die russische Regierung auf die Herausforderungen reagieren wird und ob sie in der Lage sein wird, die Stabilität der Währung langfristig zu sichern. Die kommenden Monate werden entscheidend sein.