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Schweizer Universitäten: Ein Paradies für Spionage?

2024-12-30

Autor: Alina

In den letzten Wochen hat der Fall des iranischen Staatsangehörigen Mohammad A. für Aufsehen gesorgt. Er wurde in Mailand verhaftet, weil er über eine Tarnfirma an der ETH Lausanne Navigationstechnologie zur Unterstützung des iranischen Drohnenprogramms lieferte. Dies wirft ein besorgniserregendes Licht auf die Sicherheitsstandards an Schweizer Universitäten und ihre Anfälligkeit für Spionageaktivitäten.

Laut Historiker Daniel Rickenbacher haben viele ausländische Studierende, insbesondere aus dem Iran und China, Zugang zu Schweizer Hochschulen, die seit über 40 Jahren enge Forschungsbeziehungen mit dem Iran unterhalten. Dies führt zu der alarmierenden Frage: Wie gut ist die Schweiz tatsächlich auf solche Risiken vorbereitet?

Rickenbacher meint, es fehle an einer angemessenen Sensibilisierung und Priorisierung des Themas, sowohl seitens der Universitäten als auch der nationalen Sicherheitsbehörden. In einem aktuellen Lagebericht des Nachrichtendienstes "Sicherheit Schweiz 2024" fehlt eine Diskussion über die Bedrohungslage an Hochschulen. Das wirft die Frage auf, wie ernst die Schweiz die potenziellen Risiken von Universitätsforschung im Kontext internationaler Spionage nimmt.

Die steigende Anzahl von ausländischen Studierenden an Schweizer technischen Universitäten, insbesondere an der ETH Zürich, bringt neue Herausforderungen mit sich. Ein Ausländeranteil von etwa 75 % unter den Doktoranden kann durchaus ein Risiko für industrielle und technologische Spionage darstellen. Es ist erschreckend, dass erst vor zwei Monaten Maßnahmen zur besseren Überwachung von Studierenden aus Risikoländern eingeführt wurden, nachdem das Thema über Jahre wenig Beachtung fand.

Die fortlaufenden Forschungsbeziehungen zu Ländern wie dem Iran könnten manche dazu verleiten, nicht genauer hinzuschauen. In der Vergangenheit führte die Schweiz einen offenen Dialog mit Gruppierungen wie Hisbollah und Hamas, was die Frage aufwirft, ob dies die Bereitschaft verringert, die eigene Sicherheitslage kritisch zu hinterfragen.

Erstaunlicherweise könnte die langjährige Zusammenarbeit mit dem Iran auch dazu führen, dass Technologien, die in der Schweiz entwickelt werden, unfreiwillig im iranischen Drohnenprogramm landen. Rickenbacher weist darauf hin, dass die ETH Zürich und andere Institutionen möglicherweise unwissentlich zur militärischen Entwicklung eines Regimes beitragen, das international in der Kritik steht.

Unterdessen hat sich die Schweizer Armee zwar mit Drohnenbeschaffungsprogrammen beschäftigt, steht jedoch hinter den Entwicklungen in der zivilen Forschung zurück. Dies schafft eine merkwürdige Diskrepanz zwischen den akademischen Fortschritten und den tatsächlichen militärischen Anwendungen. Experten fordern, dass die Politik klarere Vorgaben für Forschungsprioritäten gibt, um die Bedürfnisse der nationalen Sicherheit besser zu reflektieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schweizer Hochschulen klare Maßnahmen zur Risikominimierung ergreifen müssen. Es reicht nicht aus, darauf zu warten, dass der Geheimdienst alles im Griff hat. Eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Sicherheitsbehörden ist unumgänglich, um einen systematischen Kontrollverlust zu verhindern. In einer Zeit, in der internationale Spannungen zunehmen, muss die Schweiz dringend ihre Haltung gegenüber ausländischen Studierenden und den möglichen Risiken überdenken.