Welt

SRF in der Kritik für Nachruf auf Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah

2024-10-08

Autor: Laura

Hassan Nasrallah, der Anführer der Hisbollah, wurde vor etwa zwei Wochen bei einem israelischen Luftangriff in Beirut getötet, dem Hauptquartier der Terrororganisation. Dieser Vorfall hat bereits eine intensive Diskussion ausgelöst, denn sein Tod könnte erhebliche Folgen für den Nahostkonflikt haben. Viele Analysten sehen eine erhöhte Gefahr für eine Eskalation der Gewalt, insbesondere wegen der Unterstützung, die die Hisbollah vom Iran erhält.

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) berichtete über Nasrallahs Tod und veröffentlichte einen Artikel mit dem Titel: „Sein Leben, sein Wirken, sein Vermächtnis“. Diese Formulierung empfanden viele Nutzer in sozialen Medien als problematisch.

Kritik kam von verschiedenen Seiten. Historikerin Regula Stämpfli äußerte sich auf der Plattform X: „Nasrallah wird von SRF wie ein Nobelpreisträger gewürdigt.“ Gerhard Pfister, Präsident der Mitte-Partei, stellte fest, dass die gesamte arabische Welt kritischer mit Nasrallah umgehe, als es SRF tue.

Auch seine Parteikollegin Marianne Binder-Keller kritisierte die Berichterstattung und fragte provokant, ob nun eine Heiligsprechung bevorstehe, während andere Nutzer dem Sender sogar Antisemitismus vorwarfen, sowohl im Kontext von Nasrallahs Tod als auch im Hinblick auf die allgemeine Berichterstattung über den Nahostkonflikt.

Auf diese schweren Vorwürfe reagierte SRF gelassen und wies die Anschuldigungen eines antisemitischen oder pro-jihadistischen Haltungs entschieden zurück. Der Sender betonte, dass man Nasrallahs Tod aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet habe und versicherte, dass der Artikel nicht nur aus Agenturmaterial bestand, sondern auch Beiträge von Korrespondenten und Experteninterviews enthielt.

Nahost-Experte Hans-Lukas Kieser von der Universität Zürich nahm SRF in Schutz und bezeichnete den Nachruf als sachlich und informativ. Er weist darauf hin, dass auch Nasrallahs Unterstützung für die Hamas im Text behandelt werde. Kieser ist verwundert über die weit verbreitete Kritik: „Es ist mir schleierhaft, wie jemand diesen Artikel als Nachruf eines Nobelpreisträgers interpretieren kann. Selbst wenn jemand als Terrorist gilt, sollte man ihn nicht entmenschlichen.

Insgesamt wird deutlich, dass die Berichterstattung über kontroverse Figuren wie Hassan Nasrallah in einem hochpolitischen Kontext immer zu hitzigen Debatten führen kann. Experten betonen die Notwendigkeit, eine differenzierte Sichtweise zu entwickeln und die Rolle solcher Persönlichkeiten im komplexen Gefüge des Nahostkonflikts zu verstehen.